Der weite Weg zur Formel 1: Probe am 2. Juni 2010

Die lang anhaltende Funkstille in diesem Blog läßt sich auch diesmal wieder plausibel erklären. Zum einen fanden in den letzten Wochen nicht immer Tuttiproben statt, weil unser CMO Thomas S. eben auch als Trompeter und Plattenboss unglaublich erfolgreich und öfter mal auf Achse ist. Zum anderen war ich in den letzten Wochen nicht gerade ein Champion, was Fitness und Energie angeht. Dies hat sich leider nicht nur hier im Fehlen von neuen Beiträgen geäußert, sondern auch meinen Fleiß im Trompetenspiel negativ beeinträchtigt. Deswegen musste ich schlucken, als unser CMO mir bei einer kurzen telefonischen Abstimmung heute Nachmittag mitteilte, dass ich am Abend der einzige Vertreter des sechsköpfigen Trompetensatzes sein würde. Natürlich bot sich damit eine einmalige Gelegenheit, so richtig Gas zu geben, die erste Stimme aufzulegen, sämtliche Soli zu übernehmen und meine Leistung auf ein bisher unerreichtes Niveau zu schrauben. Theoretisch zumindest, denn es ist leider nun mal so, dass man die Formel 1 nicht gewinnen kann, wenn man auf einem Bobbycar unterwegs ist. Thomas versprach mir am Telefon, seine Trompete mitzubringen, und dass alles gut werde. Ich glaubte ihm nicht.
Nun lag also eine doppelte Last auf mir. Zum einen die Bürde, entweder alleine oder in unmittelbarer Nähe unseres CMOs Trompete spielen zu müssen, zum anderen die Angst vor dem wöchentlichen Checkup von Kleidung, Frisur und Gewicht. Als regelmäßige Leser wissen Sie ja, dass Thomas uns nicht nur musikalisch, sondern auch in Stilfragen intensiv coacht und sowohl Geschmacksverirrungen im Kleidungsstil als auch Figurprobleme gnadenlos anprangert. Und genau hier lag das Problem, denn die erzwungene Inaktivität der letzten Wochen hat leider auch dafür gesorgt, dass ich das Ziel, einen Waschbrettbauch zu besitzen, in die mittel- bis langfristige Planung einbauen muss. Zum Glück war ich aber nicht alleine - die Grillsaison hat begonnen, und aller Orten sprießen glänzende Kränze von Grillwürsten und die weißen Kronen des Weizenbiers, deren traurige Überreste man schon nach wenigen Grillabenden mit sich herumträgt und bei jedem Blick in den Spiegel bewundern darf. Unser CMO hatte für den Eigenbedarf zwar eine Theorie auf Lager, mit der sich eine Gewichtszunahme abseits des Themenfelds “Alkohol und lecker Essen” erklären ließe. Diese würde hier aber zu weit führen. Schließlich soll es in diesem Blog um unsere Proben und unsere Musik gehen. Sie müssen aber verstehen, dass diese Themen auch eine extrem wichtige Rolle für uns spielen. Im Idealfall macht man gute Musik und sieht dabei fantastisch aus. Im Notfall reicht es aber, wenn einer dieser beiden Punkte erfüllt ist.
Die Probe begann viel entspannter, als ich zu hoffen gewagt hatte, denn wer stand plötzlich vor mir? Michael K., unser 1. Trompeter. Er hatte seine Teilnahme wider Erwarten doch möglich machen konnte, so dass ich zumindest einen Partner im Trompetensatz hatte, hinter dem ich mich ein bisschen verstecken konnte.
Wir begannen mit Steps in Time, und Thomas gab uns ein Ziel: "Ohne Probleme einmal durch." Nun weiß unser CMO durch seine langjährige Erfahrung sehr genau, dass man mit dem Thema Zielerreichung behutsam umgehen muss. Deswegen gab es kein Donnerwetter, als der erste Durchlauf nur bis zum Buchstaben F (das Stück endet bei N) gelangte, bevor Probleme auftraten. Insgesamt beurteilte er unsere Leistung bei diesem Stück sogar mit einem verhalten optimistischen "Ganz gut, kriegen wir hin". Na also.
Es ging gleich weiter mit Der Professor. Hier konnte Posaunist Helmut G., bedingt durch die lückenhafte Besetzung, gleich zu Anfang mit einem Solo-Part überraschen, und Thomas gelang es, ihn zu motivieren: "So wie du bist - jung, schön, sportlich, dynamisch - so sollst du auch Musik machen."
Was Helmut zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte: Als nächstes Stück würde unser CMO It's Oh, So Nice auflegen. Ich bin sicher, sie haben das Posaunensolo alle im Ohr: La la la la la laa laaa ... Ich singe es immer voll Inbrunst mit, und finde es fantastisch, wenn Helmut es spielt. Die Chancen stehen gut, dass wir dieses Stück bei unserem nächsten Auftritt auf dem SAP-Fußballfest in Rettigheim (am Finaltag, 3. Juli) aufführen. Also kommen Sie bitte in Scharen, um Helmut zuzujubeln.
Als nächstes Stück folgte Hay Burner - eine meiner persönlichen Top 5-Nummern in unserem Repertoire. Allerdings wollte der Funke heute Abend durch die extrem lückenhaft besetzte Rhythmusgruppe (kein Piano, keine Drums, keine Gitarre) nicht so richtig überspringen, obwohl Armin S. am Bass wie ein Löwe gekämpft hat. Wir kehrten schnell zum aktuellen Programm zurück und spielten Cactus. Thomas verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass es "diesmal besser klappen" würde, und ich bin sicher, dass wir seine Hoffnung in vereinzelten Teilbereichen zu einem gewissen Prozentsatz erfüllen konnten. Trotzdem ist es sicher gut, dass wir demnächst ein intensives Probenwochenende durchführen, denn schließlich wollen wir Sie alle bald mit unserem neuen Programm begeistern.
Am Ende des Abends standen zwei Nummern von Rainer Tempel: Ohne Worte und An hellen Tagen. Hier packte Thomas seine funkelnagelneue Trompete aus, um die zweite Stimme zu spielen und das eine oder andere Solo beizusteuern. Wenn er nicht spielte, machte sich aber stellenweise Verzweiflung auf dem Gesicht unseres CMOs breit: Verpasste Einsätze, in die Pause gespielte Noten - und das bei Stellen, die wir schon hundert Mal geübt haben. Wenn man seinen Ankündigungen glauben darf, wird Ohne Worte die zentrale Nummer unseres nächsten Mitarbeiterkonzerts (im Juli, SAP-interne Werbung folgt bald) werden, denn er plant eine ganz besondere Ansage, um mit einigen von uns abzurechnen. Offenbar haben wir ihn in den Proben bei diesem Stück doch zu sehr gequält. Außerdem wird derjenige, der in den ersten Takten in die Pause spielt (was fast unweigerlich passieren muss), zu einer empfindlichen Sachspende verurteilt werden. Ich rechnet mir gute Chancen aus.
Was Thomas hier genau plant, kann man nicht wissen. Wahrscheinlich weiß er es selbst noch nicht. Wir können nur auf eines vertrauen: "Wenn ich den Mund aufmache", so unser CMO über sich selbst, "kommt nie etwas Undurchdachtes heraus. Das ist eine meiner großen Stärken." Diese Aussage sollte uns Trost spenden und Kraft geben. Alles wird gut.

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