
Die Probe selbst verlief eigenartig ereignislos. Routiniert spulten wir das Programm für morgen ab. Eine Erkenntnis, die Thomas uns vermittelte, verdient vielleicht Erwähnung: Wenn die Rhythmusgruppe ein schnelleres Tempo als erwartet vorlegt, die Bläser aber in gewohnter Geschwindigkeit spielen, können sich unerwünschte Effekte ergeben. Dieser Zusammenhang ist ja eigentlich von erschreckender Simplizität, doch trotzdem konnten wir heute Abend feststellen, dass man ihn nicht außer Acht lassen sollte. Ansonsten gibt es aber vom musikalischen Teil nichts zu berichten.
Bei der Nachbesprechung übertrafen die Anwesenden sich darin, zu demonstrieren, wie gut sie den SAP-Dialekt beherrschen. Dazu später mehr. Ich durfte es miterleben, denn heute konnte ich mal wieder einen Slot in meinem Schedule für die Nachbesprechung freischaufeln. Obwohl ich natürlich extrem busy bin, was die ganze Execution im Tagesgeschäft der Band angeht.
Mit von der Partie waren die üblichen Pappnasen und ein Gast: Martin X., der uns ganz kurzfristig morgen abend am Bass unterstützen wird. Sein Nachname beginnt vermutlich nicht mit X, aber da ich ihn vergessen habe, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen. Das X ist also ein Platzhalter für den Anfangsbuchstaben seines Namens, welcher vermutlich nicht mit X beginnt, evtl. aber doch. Wie bitte? Ist ja auch egal.
Leider habe ich auch vergessen, wie das Lokal hieß, indem wir uns zur Diskussion

Der bereits erwähnte Martin X. fing irgendwann damit an, die Ausbildung der Anwesenden zu erraten, obwohl er diese ja erst seit einigen Stunden kannte. Dabei bewies er eine erstaunliche Menschenkenntis. So tippte er bei mir treffischer darauf, einen Germanisten (M. A.) vor der Nase zu haben. Weiter ging es mit dem Anglisten Jens W. (Dipl.), den er in die "kreative Medienecke" einordnete. Keine Frage auch bei unserem Physiker Ralf H. (Dr.) und dem BWLer Olli B. (Dipl.?), wobei Letzterer sich durch sein gestreiftes Hemd (sehr schick) verriet. Lediglich als der Herr Ingenieur Toni D. an der Reihe war, ließ Martin sich von Thomas' These, dass es in Österreich gar keine Universitäten gebe, ablenken, und lag daneben. Zum Trost verliehen wir Toni mit sofortiger Wirkung den Titel eines Konsuls, womit er sich endgültig in die Reihe seiner Ahnen einordnet (Duke E., Count B., Konsul D.)
Kommen wir zurück zum SAP-Speak, der auch schon einmal Gegenstand dieses Blogs war. Hier scheint in Zukunft eine gesteigerte Sensibilität gegenüber den Nicht-SAPlern in der Band angezeigt, denn schon die folgende, vergleichsweise harmlose Frage von Olli P., der mich dabei ertappte, wie ich Notizen auf einem Bierdeckel anfertigte, rief heftige Reaktionen hervor: "Hast du jetzt genug Content für deinen Blog?" -- Sprachlich ist das vergleichsweise harmlos, denn wenn wir zugestehen, dass es für "Blog" kein anständiges deutsches Wort gibt ("Webtagebuch", gähn), bleibt nur "Content" als Stein des Anstoßes übrig. Ersetzt man dieses Wort durch "Stoff" oder "Material", ist alles gut. (Das Genus von "Blog" wäre evtl. noch zu diskutieren, aber darum geht es jetzt nicht.) Aber was ist, bitte sehr, schon ein Wort unter Freunden? Trotzdem holte der gute Olli sich einen Rüffel von Anja R., der im Wortlaut hier nicht zitiert werden soll. Denn eigentlich haben wir uns ja alle ganz doll lieb.
Thomas dagegen wurde heute Abend inkonsequenterweise verkannt, als er sich um die deutsche Sprache bemühte, indem er berichtete, im Fernsehen ein vom Aussterben bedrohtes Wort entdeckt zu haben: den "Agressator". Jedes Kind kennt den "Agressor" (1.180.000 Google-Hits), während "Agressator" mit 153 Google-Hits den Experten vorbehalten ist. Respekt!
Der geneigte Leser wird bemerken, dass Diskussionen über Musik, das neue Programm, die nächste CD, die Probenarbeit usw. heute Abend keinen Raum fanden. Das Tagesgeschäft trat für einen flüchtigen Moment in den Hintergrund, und schenkte uns einen Slot, den wir dankbar für ebenso anregende wie zweckfreie Diskussionen nutzten. Das ist manchmal einfach so, wenn Intellektuelle beieinander sitzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen