Der Konsul ist zurück: Probe am 28. Mai 2008

Die heutige Probe war wieder einmal etwas Besonderes, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zunächst einmal haben wir uns auf zwei Stücke beschränkt: Cruisin' For a Bluesin' und Hard Sock Dance. Dies kann natürlich bedeuten, dass wir in der Ausführung dieser Stücke schon so weit fortgeschritten sind, dass nur noch intensive Feinarbeit notwendig ist. Es kann aber auch etwas anderes bedeuten. Bei der Probennachbesprechung fragte ich unseren CMO, Thomas S., was dies zu bedeuten habe, und er sagte, dass er drei Stücke für diese Probe eingeplant habe. Die Wahrheit liegt also wieder einmal in der Mitte.

Außerdem, wie nicht anders zu erwarten war, stand die Probe im Zeichen des fantastischen Solisten-Workshops von letzter Woche. Die drei Probanden, Jürgen H., Ralf H. und ich waren heute Abend anwesend, und es stand eine deutliche Erwartungshaltung im Raum, dass wir unsere neu erworbenen Fähigkeiten präsentieren würden. Ich muss neidlos anerkennen, dass es Jürgen sehr gut gelungen ist, die Ratschläge von Thomas umzusetzen. Seine Soli waren wirklich klasse, wobei hier natürlich wieder der alte Lehrsatz zum Tragen kommt, der einmal als Achenbachsches Axiom in die Jazzlehrbücher eingehen wird: Während bei einer Posaune durch den Zug ein inhärenter Kausalzusammenhang zwischen sichtbarer Rohrlänge und Tonhöhe besteht, ist bei der Trompete der Zusammenhang zwischen Ventilstellung und Ton arbiträr. Zumindest dann, wenn man nicht so genau weiß, was man tut (wie ich zum Beispiel). Einfacher ausgedrückt könnte man auch sagen: Wenn der Ton bei der Posaune nicht passt, kann man immer noch ein bisschen was schieben (oder ziehen). Wenn man bei der Trompete falsch drückt, ist der Ton auch falsch. So einfach ist das.

Es gelang mir beim ersten Stück auch, dies (im Anschluss an Jürgens Solo) eindrucksvoll zu demonstrieren. Das Stück ist für die Trompeten in C-Dur notiert, also mit ungefähr null Kreuzen. Ich kann aber bisher leider nur die G-Bluestonleiter auswendig. Für sich genommen klingt sie gar nicht schlecht, aber bei Cruesin' For a Bluesin' hätte ich mir doch einige passende Töne gewünscht. Ralf hatte das schon besser drauf, aber deswegen ist er ja auch El Presidente, und ich die ewige Nummer zwei. Das Ganze soll aber dennoch nicht zu depressiv klingen, denn bei meinem zweiten Solo hatte ich das Glück, dass es sich tatsächlich um einen G-Blues handelte, bei dem ich mich halbwegs mit Anstand aus der Sache verabschieden konnte.

Damit greife ich den Ereignissen jedoch vor, denn nach der ersten Solorunde der Workshop-Probanden wurde eines deutlich: Der Konsul ist zurück! Toni D., der (unbestätigten Gerüchten zufolge) mit seiner goldenen Trompete eine Zeit lang durch die Jazzclubs Südosteuropas getingelt ist, gab uns heute Abend die Ehre, und legte gleich mit seinem ersten Solo eine Demonstration dessen hin, was wir letzte Woche gelernt haben sollten. Selbstbewusst! Und nicht mal falsch, sondern richtig! Im Anschluss an sein Solo machte er uns dann sehr eindringlich klar, was beim nächsten Konzert passieren wird, wenn wir solotechnisch nicht in seine Fußstapfen treten: "Dann fliegen mir halt die ganzen BHs zu." Wenn ich ganz ehrlich bin, war mir bisher gar nicht bewusst, dass die eigentliche Motivation für gute Soli ist, Trophäen dieser Art zu sammeln. Aber jetzt wird mir alles klar. Ich fange gleich morgen an, Trompete zu üben. Diesmal wirklich.

Wie üblich klang der Abend bei einer kargen Mahlzeit und tiefgründigen Gesprächen aus. Deren Inhalt kann und soll hier jedoch nicht wiedergegeben werden. Wer mehr wissen möchte, ist herzlich eingeladen, uns zu begleiten. Das gilt auch für dich, Fräulein Czernatzke. Wenn du am nächsten Mittwoch nach der Probe (also so um 21.30 Uhr) wissen möchtest, wo du uns findest, ruf einfach Ralf auf seinem Mobiltelefon an. Er geht bestimmt ran, wenn er nicht gerade in einem Call ist.

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