
Der Abend begann mit A Night In Tunisia, wo ich die Ehre habe, vierte Trompete und damit das Thema spielen zu dürfen. Am Anfang funktionierte das auch, doch im Mittelteil bin ich dann leider komplett rausgeflogen. Irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, dass man in einer Soloform vom zweiten auf das erste Notenblatt zurückkehrt, wenn der nächste Solist beginnt. Bei diesem Stück hat man sich das offenbar anders gedacht -- es geht nach dem ersten Solo (Konsul Toni D. an der goldenen Trompete) mit einem fetten Posaunensolo (Helmut G.) weiter, aber mit anderen Backings. Während die anderen diese anstimmten, suchte ich auf dem ersten Notenblatt nach Anschluss und verpasste damit auch den nächsten Einsatz des Themas. Die Trompetenkollegen versuchten nach Kräften, mir durch Mundbewegungen (es war zu laut zum Sprechen) die Taktzahl durchzugeben, und unser CMO Thomas S. warf mir immer wieder entsetzte Blicke zu. Letztlich konnte ich erst in der letzten Notenzeile zum Rest der Band aufschließen. Nach dem Schlussakkord konnte ich dann mein Glück kaum fassen, als Thomas großzügig zur Tagesordnung überging. Sehr ungewöhnlich! Vermutlich will er etwas von mir. Mehr Geld oder so. Wobei er das natürlich verdient hätte.
Es ging weiter mit Con Alma, und Thomas verstand es meisterhaft, die Erwartungshaltung zu managen, indem er das Stück mit "Auch wenn ihr es nicht mögt" ankündigte. Tatsächlich gelang es mir auch hier, unangenehm aufzufallen, und zwar an der folgenden Stelle (Takt 76f.):

Es ging weiter mit The Girl From Ipanema. Apropos "Girl": Heute Abend beehrten uns zwei bezaubernde Damen, die nicht immer dabei sind: Unsere Sängerin Beatrix A., die wieder für Gänsehaut sorgte, und an den Percussions Cris G., die zum ersten Mal in einer Gesamtprobe dabei war. Vorher hatte sie die Rhythmusgruppe in Satzproben ordentlich aufgemischt -- gut, dass den Jungs mal jemand zeigt, wo der Hammer hängt. Abgesehen davon kann ich wieder nur betonen, was ich bei solchen Gelegenheiten immer sage: Wir sollten froh und dankbar sein, dass wir die Möglichkeit haben, uns mit Profis zu umgeben und von ihnen zu lernen -- angefangen bei Thomas über die zahlreichen Workshops der letzten Jahre bis hin zu gemeinsamen Proben mit Musikerinnen wie Cris. Es ist eigentlich seltsam, dass wir trotz allem mit so vielen Wohlstands- und Bequemlichkeitsproblemen zu kämpfen haben, Termine nicht zusagen, ständig zu spät zur Probe kommen und es nicht mal schaffen, die eigenen Noten in Ordnung zu halten.
Weiter ging es mit Chega De Saudade und Quiet Nights Of Quiet Stars. Thomas eröffnete Letzteres mit einem freundlichen "Paul und Helmut, möchtet ihr das mal vorspielen?" Sie mochten überraschenderweise nicht. Ansonsten erinnere ich mich an nichts, aber Beatrix hat fantastisch gesungen und Cris für das echte Latin-Feeling gesorgt.
Anschließend ging es dann zur Nachbesprechung. Edda S. und ich waren auf Grund verschiedener erfreulicher Anlässe aufgefordert, ein Finanzierungspaket für den Rest des Abends vorzulegen, und durften demnach auch die Lokation wählen. Wir entschieden uns für etwas Neues: Das Metropolitan (ich glaube, es heißt so), ein Bistro/Restaurant, das zum Luxor Filmpalast in Wiesloch-Walldorf gehört. Das Essen war gar nicht schlecht. Die vergleichsweise laute Musik (Billy Joel, Whitney Houston und weitere Schätze der 80er, bei denen Anja R. ständig und ich ab und zu lauthals mitsang) störte die Diskussionskultur etwas. So eine Nachbesprechung ist schließlich harte Arbeit und kein Spaß.
Kaum waren die Getränke bestellt, reichte Toni D

Anschließend sprachen wir über unser Konzert am 11. Dezember, bei dem wir unser Stammpublikum mit einem neuen Konzept überraschen wollen. Die Details sind natürlich noch nicht spruchreif, aber wenn es etwas zu verraten gibt, geschieht das zuallererst in diesem Blog. Evtl. schon nächste oder übernächste Woche.
Nach einiger Zeit brachen meine neuen Bekanntschaften am Nachbartisch (rot und blond) auf, und zu meiner Enttäuschung ließen sie die Karte ("Schön, dass ihr da seid!") liegen. Kein Gruß und kein Kopfnicken, und weg waren sie. Ich scheine bei meinen Mitmenschinnen und -menschen keinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, aber wenn ich es recht bedenke, sollte ich mich lieber gleich mit einer Tatsache abfinden: Ich werde nie so sein wie Toni.
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