Swing is back in style: Probe am 12. November 2008

Natürlich haben alle unsere Proben etwas Besonderes, aber die heutige Probe war etwas ganz ganz ganz Besonderes, stand sie doch im Zeichen der baldigen Abreise unseres CMOs Thomas S., der ab nächster Woche durch Indien und Sri Lanka touren wird. Deswegen hatte er sich auch zum Auftakt eine kleine Überraschung einfallen lassen: Er ließ Mr. Walker auflegen. Dazu muss man wissen, dass wir dieses Stück zuletzt im Sommer auf dem SAP-Fußballfest gespielt und uns anschließend auf das neue Latin-Programm fokussiert haben.

Mr. Walker hatte also in den Notenmappen der Musikerinnen und Musiker, in denen sich die alphabetische Sortierung als Ordnungskriterium noch nicht durchsetzen konnte, einen fast schon archäologischen Tiefpunkt erreicht. Deswegen versetzte Thomas' Ankündigung die Band in den Ausnahmezustand: Die einen wuchteten kiloweise Papier aus ihren Notentaschen, andere griffen nach dem Autoschlüssel und so mancher seilte sich in den Keller ab, um im Notenschrank sein Heil zu suchen. Alle haben es nicht geschafft, aber irgendwann war eine gewisse Sättigung mit Notenmaterial erreicht, so dass wir loslegen konnten.

Anschließend gab es zwei neue Nummern, die Harald S. ausgesucht hatte: El Centro und Vamos A Bailar. Leider mussten wir feststellen, dass in der Notenlieferung die Bassstimme fehlte. Dafür glänzte Olli B., indem er seinen unglaublich schnellen Laptop an die Anlage hängte, und Hörproben der Nummern zum Besten gab. Leider gelang es mir bei einem Stück nicht einmal, beim Zuhören bis zum Ende mitzulesen (obwohl der Schwierigkeitsgrad mit "Medium" angegeben ist). Ich erzählte Thomas von meinem Leid, aber das Ganze schien ihn nicht zu überraschen. Muss ich mir Sorgen machen? Ich denke schon. Beim Spielen klappte es dann aber schon ein bisschen besser, wobei dieser Latin-Kram leider unvorstellbar viele Möglichkeiten bietet, in die Pause zu spielen. Und El Presidente Ralf H. der mir im Blattspiel dummerweise deutlich überlegen ist (ich gebe es ungern zu), zuckt jedes Mal, wenn ich in die Pause spiele, zusammen, als hätte man ihn mit dem Schrotgewehr angeschossen. Da muss ich an mir arbeiten oder vielleicht einfach wegschauen -- ich kann ihn einfach nicht leiden sehen.

Ralf hatte es heute Abend aber auch nicht leicht. Vor ihm saß Posaunist Torsten H., der dafür bekannt ist, dass er in jeder Probe mindestens einen Dämpfer schrottet, weil er ihm vorne aus der Posaune fällt. Typisches Schwerkraftproblem, kann man nichts machen. Heute Abend musste Torsten dann unbedingt ein volles Glas Wasser unter seinen Stuhl stellen, welches ebenfalls der Gravitation anheim fiel und Ralfs Notenmappe flutete. Böse Zungen behaupten, dass sich in dem Glas gar kein Wasser befand, sondern eine ähnlich aussehende, klare Flüssigkeit. Damit sei auch, so sagt man hinter vorgehaltener Hand, Torstens einzigartiges Vibrato zu erklären (das er aber leider auch nicht abschalten könne, wenn es mal darum gehe, straight zu spielen). Was letztendlich dran ist an dieser Geschichte: Wer weiß das schon? Ich persönlich glaube es nicht. Wer seine Noten im PDF-Format auf einem Blackberry mit sich herumträgt und diesen statt Papier auf den Notenständer stellt, muss wache Sinne und extrem scharfe Augen haben. Hoffen wir nur, dass wenigstens der Blackberry von der Schwerkraft verschont bleibt.

Nach dem Aufwischen ging es weiter mit älteren Nummern wie Cruisin' For A Bluesin', L-O-V-E oder Till You Come Back To Me. Bei Critic's Choice brach Thomas S. ein wunderbares Solo von Anja R. ab, um die Rhythmusgruppe, die aufgefordert ist, in den Solo-Backings mehr zu variieren, mit folgender Frage zu konfrontieren: "Habt ihr das Gefühl, dass das jetzt geswungen hat?" Geswungen??? Man kannte Thomas bisher nicht als Mitglied der Gesellschaft zur Stärkung der Verben, aber gut, irgend jemand muss da ja mitmachen. Und warum dann nicht ein intellektuelles Schwergewicht wie unser CMO?

Sie mögen sich fragen, warum wir plötzlich vom reinen Latin-Kurs abweichen und wieder Swing-Nummern aus dem Keller holen? Nun, der nächste Auftritt steht vor der Tür (unsere neue Reihe After Work Jazz für SAP-Kolleginnen und -Kollegen startet im Dezember), und da werden wir alles geben: Swing, Latin und Gesangsnummern vom Feinsten.

Um diesen Auftritt, genauer gesagt um das Plakat dafür, ging es auch bei der Nachbesprechung im La Tortuga. Die vergangene Woche war von einem intensiven E-Mail-Austausch über den ersten Motivvorschlag von Thomas S. und Frank W. geprägt. Dieser zeigte eine junge Dame in knapper, körperbetonter Funktionskleidung, die auf einem weißen Teppich kniete. Man zeigte sich allgemein sehr angetan davon, doch die Vernunft siegte schließlich und Motiv Nr. 2 wurde herangezogen. Für dieses haben wir uns auch entschieden, und da die Plakatproduktionsmaschinerie im Hause W. nun angelaufen ist, bin ich sicher, Ihnen nächste Woche an dieser Stelle das Endergebnis präsentieren zu können. (Eine Kopie des ersten Motivs steht leider nicht zur Verfügung, sonst macht Ralf mich zur Schnecke. Allenfalls eine größere Spende an die Thomas-Siffling-Stiftung könnte hier etwas bewirken.)

Nun liegt eine düstere Zeit vor uns: Einige Wochen lang keine Proben mit Thomas S. Und damit auch keine Probenberichte, es sei denn, auf den zahlreichen Satzproben, die wir natüüüürlich durchführen werden, geht so richtig die Post ab. Aber es gibt ein kleines Trostpflaster: Thomas hat angekündigt, seine Erlebnisse in Indien und Sri Lanka in einem Videotagebuch festzuhalten. Wir hoffen übrigens alle sehr, dass er sein Versprechen einlöst, und in Indien in kurzer Hose ausgeht. Die entsprechenden Videoberichte werden wir dann an dieser Stelle wiedergeben -- bleiben Sie also dran!

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