Geschmack kann man nicht kaufen: Probe am 18. März 2009

Wenn ich dazu neigte, mich dessen zu bedienen, was man gemeinhin als Business Speak bezeichnet, dann würde ich diesen Beitrag mit den folgenden Worten eröffnen: "Die Band hat heute einen wichtigen Milestone erreicht." Ich neige aber nicht dazu, weil ich mich der deutschen Sprache committed fühle, und sage deswegen einfach: Wir haben es geschafft! Die lange Vorbereitungsphase für unsere neue CD ist abgeschlossen, denn heute Abend fand die Generalprobe statt. Am Wochenende spielen wir das Album ein.

Nachdem unser CMO Thomas S. uns in den letzten Wochen ordentlich rangenommen und bei Bedarf auch mal zusammengefaltet hatte, ließ er sich heute Abend mehrfach zu Kommentaren hinreißen, die man fast schon als positiv bezeichnen könnte: "Wenn ihr das so spielt, Männer, ist das gut." Na also! Die Frauen in der Band sind natürlich stets mitgemeint, wenn Thomas uns zärtlich mit "Männer" oder "ihr Ochsen" anspricht.

Gestatten Sie mir heute wieder einmal eine höchst subjektive Sicht auf den Abend.
Musikalisch gesehen liegen mir bei dieser CD zwei Stücke besonders am Herzen:
  • A Night In Tunisia
  • El Centro
A Night In Tunisia ist mir wichtig, weil ich dort in die 4. Trompete wechsele und das Thema spielen darf.


Dies durfte ich bereits während des legendären letzten Probenwochenendes tun, und ich erinnere mich genau: Damals übersah ich, wie so oft beim Notenstudium, die enthaltenen Triolen als unbedeutendes Detail und spielte normale Achtel, bis Thomas mich taktvoll darauf aufmerksam machte. Deswegen habe ich diese Stelle seither immer ganz zickig triolisch gespielt, nur um heute Abend, kurz vor der Aufnahme, zu erfahren, dass die Triolen eigentlich doch nicht so wichtig sind. Das muss man nicht verstehen. Im Grunde bin ich aber froh darüber, denn zickige Triolen passen so ganz und gar nicht zu meinem Wesen.

El Centro hat für mich eine besondere Bedeutung, weil ich dort ein freies Solo einspielen darf. Das ist gar nicht so einfach, denn die 32 Takte bestehen aus exakt zwei Akkorden: G13 und F13. (Ich müsste jetzt eigentlich sagen: aus zwei Changes. Oder muss es gar "aus einem Change" heißen, weil es immer genau zwischen zwei Akkorden wechselt? Ich werde die Sprache der Jazzer nie lernen.) Ich habe beim häuslichen Üben versucht, mich dieser harmonisch gesehen doch recht spartanisch ausgestatteten Soloform zu nähern. Dafür habe ich sogar einige Motive (oder sind das Riffs oder gar Licks?) notiert und dabei den 4/4-Takt einer ganz neuen, noch nie dagewesenen Verwendung zugeführt. Doch ganz ehrlich: Es bleibt schwierig. Ich weiß nicht, ob Sie diese Platte wirklich kaufen sollten.

Wenn man das Musikalische aber einmal beiseite lässt, konnte ich vom heutigen Abend wieder sehr profitieren. Zunächst einmal habe ich die Vorbereitungen für die CD-Aufnahme damit abgeschlossen, 96 Liter Mineralwasser einzukaufen, und konnte anschließend im Hochgefühl meiner eigenen Nützlichkeit zur Probe fahren. Es muss eben auch jemand für die einfachen, überschaubaren Aufgaben geben.



Außerdem hatte Thomas als mein väterlicher Freund, mein Mentor und Förderer, wieder wertvolles Feedback mitgebracht. Er begleitet mich ja seit Jahren auf meinem langen Weg an die Spitze, und ich wüsste gar nicht, was ich ohne ihn täte. Heute Abend kam er im Wesentlichen auf drei Punkte zu sprechen.

Zunächst einmal findet meine derzeitige Jogi-Löw-Übergangsfrisur nicht seine ungeteilte Zustimmung. Aber sie wachsen nun mal nicht schneller, die Haare. Minuspunkt Nr. 1. Zack, so schnell geht das.

Dann hatte ich schon sehr auf diesen Abend hingefiebert, denn es war die erste Probe mit meiner neuen Armbanduhr. Was war passiert? Die alte Uhr hatte sich bei einer Runde in der Waschmaschine aus dem aktiven Dienst verabschiedet, und ich war einige Wochen mit meiner 5-Euro-Sportuhr aus dem ALDI durch die Gegend gelaufen, während zu Hause die Budgetfreigabe für eine neue Uhr lief. Das hatte unserem CMO nicht gefallen. Das Foto zeigt meinen neuen Zeitmesser in einem geschmackvollen Arrangement mit anderen zeitlos schönen Accessoires auf meinem Schreibtisch.


Heute Abend war es endlich so weit. Was würde Thomas zur neuen Uhr sagen? Soll ich Ihnen sagen, was er gesagt hat? Soll ich, ja? WOLLEN SIE ES WIRKLICH WISSEN? -- Entschuldigung. Nichts für ungut. Ich habe mich wieder gefangen. Also, er hat gesagt: "Nee, die ist nicht cool. Schau mal, die ist cool (zeigt seine eigene Uhr)." Na toll. Super. Minuspunkt Nr. 2.

Ein Lob hatte der Meister aber doch noch für mich übrig. Wir hatten nebeneinander vor dem Restaurant Tournedo geparkt, in dem die Nachbesprechung stattfand. Er seinen Porsche, ich meinen neuen VW Caddy.

Als wir zum Eingang des Lokals gingen, sagte Thomas tatsächlich: "Also der Caddy gefällt mir eigentlich ganz gut." Und soll ich Ihnen was sagen? Den hat meine Frau ausgesucht.

Bei der Nachbesprechung im Tournedo ging es dann hauptsächlich um Cover und Titel unserer neuen CD. In einem bunten Brainstorming sammelten wir sämtliche Assoziationen, die sich zum Thema "Latin" aufdrängten. Wir kamen vom Hölzchen aufs Stöcken, vom Bikini über die Zigarre zur Caipirinha, doch wirklich schlauer sind wir jetzt nicht. Falls Ihnen ein guter Titel zum Thema "Latin" einfällt, lassen Sie es uns wissen! Schreiben Sie einfach einen Kommentar zu diesem Beitrag. Falls wir Ihre Idee tatsächlich verwenden sollten, wartet eine dicke Belohnung auf sie: Drei kostenlose CDs (natürlich die neue), ein Abend mit uns im La Tortuga in Walldorf und, das Beste von allem, eine Runde Samba mit unserem El Presidente Ralf H. Das ist ein Knaller, oder? Also, ran an die Tastaturen. Wir freuen uns auf Ihren Beitrag.

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