Wie weit der Strahl auch reicht: Probe am 17. Februar 2010

Es fällt mir schwer, offen darüber zu sprechen, aber manchmal muss die Wahrheit schonungslos offengelegt werden: Die heutige Probe stand unter keinem guten Stern. Zu viele verwirrende E-Mail-Nachrichten hatten im Vorfeld ihren Weg an die Bandmitglieder gefunden, und das auch noch von meiner Hand!
  • Punkt 1: In einer früheren Fassung des Probenplans war der heutige Tag als "frei" gekennzeichnet, und erst mit einer späteren Fassung wurde für heute eine Tuttiprobe (= alle müssen kommen) angekündigt.
  • Punkt 2: Die Mitglieder wurden von unserem Präsidenten Ralf H. zur Jahreshauptversammlung am 24. Februar (also heute in einer Woche) eingeladen und anschließend von mir mit weiteren Details versorgt.
Diese Fülle von Informationen führte leider zu einigen Ausfallerscheinungen. Zum Beispiel erschien Torsten H., sonst eine Bank im Posaunensatz, mit einiger Verspätung, dafür aber ohne Instrument, weil er dachte, heute sei Jahreshauptversammlung. Und im Trompetensatz, in Vollbesetzung aus sechs Personen bestehend, stand ich leider ganz alleine da.

Natürlich sollte man aber bestrebt sein, aus jeder Not eine Tugend zu machen. Deswegen versicherte ich unserem CMO Thomas S., dass ich gewillt sei, auch allein anzutreten. Er nahm dieses Angebot dankbar an, und als er beteuerte, dass er mir diese Aufgabe zutraue ("Wenn einem, dann dir"), war allenfalls ein Hauch von Sarkasmus zu spüren.

Als er dann das erste Stück ankündigte (das von ihm komponierte Steps in Time in einer Bigband-Bearbeitung von Jochen Welsch), fand ich zu allem Überfluss die Noten von zwei Trompetenstimmen in meiner Mappe: Trompete 3 und Trompete 1. Da mein Vorhaben, als einziger Trompeter eine ganze Bigbandprobe durchzustehen, ohnehin zum Scheitern verurteilt war, entschloss ich mich, mit Glanz und Gloria unterzugehen und griff zur 1. Stimme. Schauen Sie sich einmal den folgenden Ausschnitt an, um zu verstehen, mit welch überirdischen Höhen ich dort konfrontiert wurde:


Merken Sie etwas? In der 3. Stimme, die normalerweise meine Heimat ist, weiche ich meistens schon beim Anblick des hohen A in die untere Oktave aus. Hier wurde ich sogar mit dem hohen C (also dem ganz hohen) konfrontiert! Nach dem ersten Durchgang sagte Thomas dann: "Schauen wir mal, wie weit dein Trompetenstrahl heute reicht." Nun ist es bei Lichtstrahlen ja so, dass sie noch viel schöner werden und in tausend bunten Farben leuchten, wenn man sie in einem Prisma bricht. Ein ähnlicher Effekt (zumindest, was das Brechen angeht), stellt sich ein, wenn ein Trompeter, der nicht über ausreichende Chops verfügt, mit Tönen in dieser Höhe konfrontiert wird. Chops - so lautet der Fachbegriff für die Muskeln zwischen Mundwinkeln und Ohren, die sich bilden, wenn man regelmäßig Trompete übt. Tut man dies nicht (so wie ich zur Zeit), kann man die Belastung, die der Aufenthalt in den oberen Oktaven mit sich bringt, nur durch erhöhten Druck auf die Lippen kompensieren und muss gleichzeitig hoffen, dass die dahinterliegenden Zähne nicht nach innen klappen.

Diese Rechnung ging zunächst auf, doch wenn ich meine Zahngesundheit nicht nachhaltig beeinträchtigen wollte, musste eine andere Lösung her. Mittlerweile war Ralf H. zwar eingetroffen und spielte 2. oder 3. Trompete, saß jedoch saft- und kraftlos mit übereinandergeschlagenen Beinen auf einem Stuhl (während ich im Stehen spielte) und ging sogar so weit, mir für ein von Thomas zwangsverordnetes Solo die richtigen Töne zu verraten. Er gibt sich angesichts der Vorstandswahlen, die nächste Woche anstehen, also überraschend defensiv, was eigentlich nur bedeuten kann, dass er im Hintergrund längst die Fäden für seine Wiederwahl gezogen hat. Ich tippe auf einen CD-Deal in sechstelliger Höhe. Lassen wir uns überraschen. Aber zurück zu meiner Notsituation in der 1. Stimme: In der Hoffnung, dass auch Konsul Toni D. lediglich ein Opfer der eingangs erwähnten Terminmitteilungen war und dachte, heute finde keine Probe statt, sandte ich ihm per SMS einen Hilferuf. Und siehe da: Kaum hatten wir das nächste Stück (Heartland) aufgelegt, stand er vor uns, zog seine goldene Trompete aus der Tasche und meldete sich mit einem Herzschmerzsolo zurück, das so gewaltig war, dass wir alle verstohlen nach unseren Taschentüchern griffen. Helmut G., seines Zeichens aufstrebender Posaunist und strategisch günstig genau vor Toni platziert, zog statt eines Taschentuchs Ohrenstöpsel hervor, aber ich bin sicher, dass er nur in die falsche Tasche gegriffen hat.

Zum guten Schluss beauftragte Thomas mich übrigens damit, den Probenplan wie folgt zu ändern: Die Satzprobe am 3. März ist in eine Tuttiprobe umzuwandeln. Böse Zungen behaupten ja, dass einzelne Sätze in dieser Band den Begriff "Satzprobe" sehr frei interpretieren und eine solche auch schon mal ohne Instrumente, zum Beispiel in einer Gastwirtschaft oder auf dem heimischen Sofa, durchführen. Als Trompeter weiß ich natürlich nicht, ob da wirklich etwas dran ist. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Probenteilnahme übernächste Woche darstellt. Sicher ist nur eines: Ich werde an dieser Stelle darüber berichten.

1 Kommentar:

  1. Berichtigung vom CMO

    Der CMO hat sehr bewusst den Kollegen Achenbach außerordentlich wegen seines Strahls (gemeint ist der Trompetenstrahl und nicht der Strahl auf der Toilette im Nachbesprechungstreff im Tortuga) gelobt bevor er meinte wie lange dieser wohl noch aufrecht zu halten sei.

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