Alles Banane: Probe am 16. Februar 2011

Lassen Sie sich durch die etwas niedrigere Frequenz, mit der an dieser Stelle Berichte von unseren Proben erscheinen, nicht täuschen. Wir sind weiterhin hochkonzentriert bei der Sache und bereiten uns auf die CD-Aufnahme Ende März vor. Das gilt sowohl für die musikalische Arbeit als auch für den eigentlich unterhaltsamsten Teil der Projektvorbereitung, nämlich die Diskussion über das Cover (für Kenner: sie entspricht in Grundzügen der Diskussion über das Plakat vor dem jährlichen Mitarbeiterkonzert). Details werden aber noch nicht verraten. Es ist schon schlimm genug, dass Sie bei aufmerksamem Studium der Probenberichte herausfinden können, welche Titel auf der CD landen werden. Ich werde mich allenfalls zu einem diffusen Hinweis überreden lassen, aber erst am Ende dieses Berichts.

Kurz vor der Probe forderte ich unseren Konsul Toni D. zu einem kleinem Wettbewerb heraus: Ich wettete, dass ich die F-Dur-Tonleiter schneller spielen könne als er. Natürlich ließ er sich darauf ein und schlug mich mit einem geschickten Schachzug aus dem Rennen. Er sagte nämlich: "F-Dur kann jeder, lass uns Fis-Dur nehmen." Ich persönlich fand das schwierig, weil ich nur bis jeweils drei Vorzeichen kann, also sozusagen die Nordhälfte des Quintenzirkels. Zum Glück beendete Thomas das unwürdige Treiben mit einem scharfen Kommando: "Hört auf damit, Männer, sonst habt ihr gleich schon wieder die Fresse dick." OK. Haben wir halt aufgehört. Er meint es ja nur gut, auch wenn er es nicht immer zeigen kann.

Zu Beginn der Probe glänzten einige Musiker noch durch Abwesenheit, aber Thomas konnte uns beruhigen: "Wir haben ja nur eine CD-Aufnahme vor uns. Also überhaupt kein Grund zum Stress." Getreut diesem Motto ließ er ganz routiniert eine konzentrierte, auf wenige Stücke beschränkte Probe vom Stapel laufen. Es ging los mit Your're Up (Hinsbeeck), gefolgt von Abendlied (Siffling) und The Shadow of Your Smile (Mandel). Diese drei Stücke spielten wir wieder und wieder, zuerst ohne Gesang und nach der Pause mit unserer fantastischen neuen Sängerin, Dagmar K.

Helmut G., Star-Trombonist und Lebenskünstler, zeigte Mut, indem er genau zu Beginn des zweiten Teils eine Banane aus der Tasche zog und zu schälen begann. Genau genommen hätte er ja die Pause, die CMO Thomas S. durchaus großzügig bemessen hatte, zur Nahrungsaufnahme nutzen können, aber er zog es vor, seine Obstration auf den Notenständer zu legen und ab und zu hineinzubeißen.

Hier muss allerdings ein kritischer Gedanke erlaubt sein: Was spielt sich in einem Posaunenmundstück und dem daran angeschlossenen Rohr ab, wenn der Musiker seine Lippen, die einen strahlenden Ton zum Klingen bringen, nur wenige Sekunden vorher in das mehlige Fruchtfleisch einer Banane getaucht hat?

Wir wollen es uns nicht in allen Einzelheiten ausmalen, denn letztendlich muss das jeder auf der künstlerischen Ebene mit sich selbst ausmachen und natürlich die Wartungskosten für das Instrument tragen. Und der Erfolg gibt unserem Helmut ja recht. Wir rechnen eigentlich fest damit, dass er hinter den Kulissen schon mit Thomas über ein ausgedehntes Posaunenfeature auf dem neuen Album verhandelt. Man darf gespannt sein.

Ebenso überraschend wie die Aktion mit der Banane war Thomas' unkontrollierte Reaktion, als Peter im zweiten Teil sein Horn in den Koffer packte und sich an den Rand stellte. Sein Saxofon, so Peter, sei kaputt. Aber das sei ja nicht schlimm, weil Marko D. (ebenfalls Saxofonist) mittlerweile eingetroffen sei. Thomas drehte sich daraufhin um, schaute in Markos Richtung und rief lauthals: "Aber das ist doch Scheiße!" Ich konnte Marko in diesem Moment nicht sehen, kann mir seinen Gesichtsausdruck aber im Detail vorstellen. Ob unser CMO nur in die falsche Richtung geschaut hat oder ob er sich gerade einen militärisch angehauchten Führungsstil angewöhnt, wird man sehen müssen. Die betont funktionale Oberbekleidung, die er heute Abend gewählt hatte, lässt eher auf letzteres schließen, denn mit dieser Jacke (die ich auch sofort tragen würde) ließe sich ohne Probleme auch ein ausgedehntes Manöver durchstehen. Ein Foto gibt es leider nicht, aber ich werde das nachholen.

Der Abend ging zu Ende im Da Savio am Ortsrand von Walldorf, wo unser ewiger Twen Jens W. sich äußerst spendabel zeigte (danke Jens!) Das Essen war gut, und die Art und Weise, wie Dagmar und Thomas den CO2-Gehalt ihrer Rieslingschorle genau analysierten und den armen Kellner zu mehrfachen Nachlieferungen verurteilten, sehr unterhaltsam. Der einzige Punkt, den wir heute Abend nicht besprochen haben, war die Gestaltung unseres CD-Covers. Wobei ich Ihnen davon ja ohnehin nicht hätte berichten dürfen, weil es eine Überraschung sein soll. Es ist auch noch nichts endgültig entschieden, aber es geht sehr stark in die Richtung eines bestimmten Motivs. Lassen Sie uns doch eines unserer beliebten Gewinnspiele daraus machen. Wer das Motiv anhand der folgenden Beschreibung erraten kann, erhält eine unsere CDs (freie Auswahl): Den gesuchten Begriff erhält man, indem man einen Text identifiziert, der sowohl im Matthäus- als auch im Lukasevangelium vorkommt und die ersten beiden Wörter ins Lateinische übersetzt. Ja, meine lieben Leserinnen und Leser, jetzt ist die gute alte abendländische Bildung gefragt. Aber daran sind sie bei uns ja gewöhnt. Raten Sie mit und senden Sie die Lösung an hendrik.achenbach@sap.com. Die ersten drei richtigen Einsendungen zählen als Gewinn.

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