Der Vertrauensvorschuss des musikalischen Direktors: Probe am 27. Oktober 2010

Wenn Sie sich für Musik interessieren und vielleicht sogar selbst in einer Band oder einem Orchester spielen, wissen Sie, wie Generalproben normalerweise ablaufen: Man spielt die Stücke, die man über einen längeren Zeitraum hinweg einstudiert hat, noch einmal durch, um sich optimal auf einen bevorstehenden Auftritt vorzubereiten. Häufig geht dabei durch die Aufregung auch etwas schief, weshalb man unter Musikern gerne den Mythos von der misslungenen Generalprobe weiterträgt, die unweigerlich zu einem gelungenen Auftritt führen müsse.Wenn Sie sich schon ein wenig länger mit der SAP BIG BAND und ihrem charismatischen CMO, Thomas S., beschäftigen, wissen Sie aber auch, dass bei uns die Dinge häufig ein wenig anders sind als bei normalen Bands. Seit letzter Woche haben wir eine neue Sängerin, Dagmar K., und Thomas hat kurzerhand entschieden, dass sie schon am kommenden Freitag beim Konzert in Eberbach mit uns auf der Bühne stehen wird. Nun steht nach zwei gemeinsamen Proben außer Frage, dass wir ihr den Auftritt zutrauen. Wir sollten uns vielmehr fragen, ob wir uns das auch zutrauen, denn eine Sängerin kann natürlich immer nur so gut sein wie die Band im Hintergrund. Zu allem Überfluss hat Thomas (der, nebenbei bemerkt, neuerdings noch einen zweiten Titel, nämlich den des musikalischen Direktors (MD) führt) kurz vor der Probe einige Nummern aufs Programm gesetzt, die wir zwar schon einige Male aufgeführt, aber trotzdem länger nicht gespielt haben. Vermutlich wirkt die erste Probe nach der diesjährigen Sommerpause, bei der wir den CMO mit einer unglaublichen Performance überraschten, immer noch nach. Er vertraut uns einfach. Ob das klug ist?
Kurz vor Beginn der Probe stellte sich heraus, dass ein weiteres Problem zu lösen war. Unser Leadtrompeter Michael K. hatte ein kleines, aber entscheidendes Utensil zu Hause im Schrank stehen lassen und war ohne Mundstück angereist. Dies sorgte für einige Heiterkeit, an der ich mich aber nur vorsichtig beteiligen konnte, weil ich es auch schon einmal fertiggebracht habe, mit einem komplett leeren Trompetenkoffer zur Probe zu erscheinen. Trotzdem mussten wir irgendwie mit der Tatsache umgehen, dass selbst ein sehr guter Trompeter nur über einen sehr eingeschränkten Tonumfang verfügt, wenn er direkt in das Mundrohr bläst. Zum Glück konnte unser Konsul Toni D. aber ein zweites Mundstück in seinem Koffer finden, das sich durch einen extrem tiefen Kessel und eine ansprechende Patina als Original aus der Wiener Kaiserzeit auswies und einmal zu einer Klappentrompete gehört haben muss. Toni zeigte sich als wahrer Gentleman, als er Michael sein silbernes Mundstück auslieh und sich selbst mit dem historischen Zubehör abmühte. Der Trompetensatz erwies sich hier einmal mehr als organische Einheit, die selbst unter Extrembedingungen zu Höchstleistungen fähig ist. Wobei wir beim ersten Stück natürlich noch mit eingeschränkter Kraft spielen mussten, weil unser Präsident, Ralf H., noch im Büro saß und zum Wohl der Firma Überstunden einlegte. Als er dann auch irgendwann auftauchte, konnten wir richtig Gas geben.
Ralf kam übrigens pünktlich zu einer neuen Nummer, die noch gar nicht fertig ist. Die Kenner unter Ihnen wissen, dass sich in unserem Saxofonsatz auch ein kompositorisches Talent verbirgt. Peter H. hat bereits ein Stück, Why Not, für uns geschrieben und arrangiert, das wir auch am kommenden Freitag in Eberbach spielen werden. Heute Abend hatte er das Fragment eines neuen Werks dabei, um es mit der Band zu testen, bevor er weiter daran arbeitet. Mehr wird noch nicht verraten. Selbstverständlich werde ich weiter darüber berichten.
Einige Nummern, die für das Konzert am Freitag auf dem Programm stehen, haben wir auch schon bei den letzten Auftritten gespielt, so dass Thomas großzügig über sie hinwegging. Hier zeigte sich schon wieder dieses waghalsige, ja erschreckende Vertrauen in die Band, das früher bei ihm nicht zu spüren war. Er würde so etwas aber nicht tun, wenn wirklich ein Risiko bestünde. Ist dies ein weiteres Indiz dafür, dass meine im Frühsommer formulierte These von der allmählich erwachsen werdenden Gurkentruppe nicht völlig haltlos ist? Wo soll das noch hinführen? Ein Auftritt im Fernsehen? Ein Platz in den Charts? Oder gar eine goldene Schallplatte?
Die Zukunft liegt wie immer im Nebel. Also halten wir uns an das, was wir wissen. Nach dem Auftritt in Eberbach werden wir uns auf das nächste Konzert für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SAP (geplant für Anfang Dezember) vorbereiten. Die organisatorischen Vorbereitungen laufen - für viele Bandmitglieder gar nicht sichtbar - im Hintergrund bereits auf Hochtouren, doch in eine entscheidende Frage wurde die Band heute Abend in einem pseudodemokratischen Experiment einbezogen. Es ist eigentlich die wichtigste Frage, die für unsere SAP-internen Auftritte zu entscheiden ist: Was soll aufs Plakat? Nachdem wir in der Vergangenheit sehr häufig gut aussehende Damen als Motiv ausgewählt haben, um den typischen, mit gesenktem Kopf in betriebswirtschaftlich-technische Grübeleien vertieft durch die Gänge laufenden SAP-Mitarbeiter auf uns aufmerksam zu machen, habe ich auch diesmal wieder versucht, unseren weiblichen Fans einen Gefallen zu tun und einen schönen Mann auf dem Plakat zu platzieren. Leider konnte ich mich wie üblich nicht durchsetzen. Zur Auswahl standen diesmal eine Reihe von künstlerisch wertvollen, aber sehr abstrakten Motiven sowie verschiedene Menschen, die entweder jung, weiblich und gutaussehend waren oder alt, verschiedenen Geschlechts und irgendwie anders aussehend. Ein Latin Lover, der die Kolleginnen vom Hocker reißen würde, war nicht dabei. Trotzdem hat unser Pianist und Grafiker, Frank W. wieder ganze Arbeit geleistet. Seine Entwürfe lagen heute Abend als Probeausdrucke vor, und als die Probe vorbei war, organisierte Thomas eine spontane Abstimmung. Pseudodemokratisch war sie deshalb, weil er kurzerhand entschied, dass nur zwei der Entwürfe zur Abstimmung zugelassen waren. Auf meine Frage nach einer Begründung sagte er: "Weil ich das so entschieden habe." Nun ja, in einer Zeit der postmodernen Beliebigkeit ist es vielleicht gar nicht schlecht, wenn jemand mal eine Entscheidung trifft. Zur Auswahl standen die folgenden Entwürfe. (Beachten Sie, dass es sich nur um Vorschaubilder mit geringer Qualität handelt. Nach erfolgter Entscheidung werden wir natürlich eine Nutzungslizenz für das Bild erwerben.)



















Bei der Abstimmung waren leider nicht mehr alle Musikerinnen und Musiker anwesend. Das Ergebnis war zunächst unentschieden (5:5). Dann stellte sich aber heraus, dass Drummer Olli B., der nach der Probe immer damit beschäftigt ist, seine Ausrüstung in den Keller zu schaffen, noch keine Stimme abgegeben hatte und somit das Zünglein an der Waage spielen konnte. Wie er sich letztendlich entschieden hat, weiß ich nicht, denn ich konnte heute Abend leider nicht mit zur Probennachbesprechung gehen. Vielleicht hat sich ja dort eine Entscheidung ergeben. Falls nicht, wäre es interessant zu wissen, wie Sie sich entscheiden würden. Schicken Sie mir doch eine E-Mail, um Ihre Stimme abzugeben. Die ersten drei Einsender gewinnen wahlweise eine Freikarte für unser Konzert in Eberbach (im Wert von 12,00 EUR) oder eine unserer CDs.

3 Kommentare:

  1. Mein Beitrag zur Posterdiskussion:
    "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!"
    Welches Image soll über die Bigband innerhalb der SAP geschaffen werden? Welches paßt zur SAP?
    Die SAP ist ein High-Tech Unternehmen.
    High Tech Unternehmen sind modern, jung und dynamisch, agil, neugierig, avantgardistisch, herausfordernd und erfolgreich.
    "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - auch über den Veröffentlicher!" Meine Wahl liegt daher bei der Frau in Grau. Eine alte Mauer paßt meiner Meinung nicht in die Welt von SAP.
    ToniD.

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  2. Hi Hendrice, es kam noch schlimmer: Mein Lieblingsphoto war GAR nicht im Angebot, da ich erfuhr, das es es nicht mal in die Endausscheidung geschafft hatte;-(((
    Die nachfolgende Wein&Tapas Diskussion war auch nicht richtig erleuchtend... schlechtes Karma vielleicht an diesem Tag.
    Bum Bum Barthe

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  3. Liebe BB,
    also jetzt muß selbst ich mich mal wieder zu Wort melden, ich weiß, lange ist's her ... Shame on me.

    Aber das Plakat, ganz, ehrlich, schon wieder eine halbnackte Frau ...
    Nicht, dass ich was gegen das Photo an sich hätte, aber das hattet Ihr als Motiv doch quasi schon mal!?
    Im Sinne der Ausgewogenheit: Wie wäre es mal mit einem George-Clooney-Typen - also dunkelhaarig, Tendenz ins grau, nett anzuschauen, mittleres Alter, Villa am Comer See (optional), gerne halb-bekleidet usw.!? Vielleicht habt auch Ihr einen potenziellen Kandidaten in den eigenen Reihen??
    In diesem Sinne, bis bald, beim Konzert am ..Dezember.10
    Viele Grüße, Frl. C.

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