Ein leicht angeshuffelter Backbeat: Probe am 21. November 2007

Mensch Luzie, das war eine Probe heute. Zunächst mal haben alle nach dir gefragt, aber ich konnte ihnen auch nicht sagen, wer du bist. Wenn du dich entschließen solltest, deine Anonymität aufzugeben, dann melde dich doch nach dem Jahreskonzert (du kommst doch?) bei mir. Dann stelle ich dich den Jungs vor und wir essen noch was zusammen.

Die Probe begann heute ja schon um 18.00 Uhr (eine Stunde früher). Unser CMO Thomas hatte uns das verordnet, weil wir in den letzten zwei Proben so rumgegrützt haben. Das lag aber, wie wir heute feststellen konnten, eigentlich nur daran, dass Jens L. (Bass) zwei Mal nicht dabei sein konnte. Es ist halt immer noch wahr, was wir schon als coole 16-jährige auf den T-Shirts stehen hatten: The bass makes the music. Und tatsächlich: Nach dem ersten Stück heute schaute Thomas nicht mehr so ernst und bezeichnete unsere Leistung als Hoffnungsschimmer. Der positive Eindruck setzte sich fort bis zur Pause. Danach spielten wir das Stück, das beim Konzert unser Opener sein wird (das sagt man im Jazz-Speak so für "Eröffnungsstück"). Danach sah Thomas nicht mehr so zufrieden aus, doch alles wurde gut, als er sich mit Jens L. darauf einigte, das Stück doch lieber als leicht angeshuffelten Backbeat zu interpretieren. Also ich wüsste einen leicht angeshuffelten Backbeat ja nicht von einem leicht angebackten Shufflebeat zu unterscheiden, aber die beiden haben sich prächtig verstanden. Und es klang auch gleich viel besser. Da kann man mal sehen, dass der berühmte SAP-Speak, den Thomas nach einigen Jahren auch schon perfekt drauf hatte, nicht das einzige linguistische Kuriosum ist, mit dem wir uns abgeben müssen. Jazz-Speak ist genauso schlimm.

Kommen wir zu meinen persönlichen Probenerfahrungen. Jeder weiß ja, dass meine Fähigkeiten als Trompeter solide ausbaufähig sind. Deswegen hatte ich mich solotechnisch schnell auf Work Song eingeschossen, weil es das einzige Stück ist, wo man mit einer einfachen Bluestonleiter zumindest ein Solo spielen kann, bei dem die Leute nicht schreiend den Saal verlassen, wenn auch teilweise nur aus Höflichkeit. Nachdem ich diese Nummer, begleitet vom heimischen Keyboard, bis zum Umfallen geübt hatte, hat unser weiser CMO sie in seinem unergründlichen Ratschluss gestrichen. Also sattelte ich, nach Kräften motiviert von Solokönig Toni D., auf Hawaii Five-O um, und zwar erst in der Probe letzte Woche. Die nächsten sieben Tage verbrachte ich dann damit, dieses Stück anzuhören und Töne zu isolieren, die zu den Changes (Jazz-Speak für Akkordwechsel) im Soloteil gefahrlos zu spielen sind. Heute Abend dann der große Moment: Das Solo. Ralf H. hatte vorher bei Magnum ein glänzende Improvisation vorgelegt, was mich politisch gesehen natürlich in die Bringschuld brachte. Doch es klappte ganz gut, die zu Hause ermittelten Töne passten gut und ließen sich in eine halbwegs melodische Reihenfolge bringen.

Nach dem Solo zurück ins Glied und einen Blick zu Thomas riskiert: Zustimmendes Nicken? Nein, Fehlanzeige. Als das Stück zu Ende ist, sagt er zur Rhythmusgruppe: "Wenn der Hendrik dann am Limit ist, so wie eben, dann schaltet ihr einen Gang zurück." Fantastisch. Das scheint ihm ja wirklich gut gefallen zu haben (bitte stellen Sie sich hier vor, dass ich den Satz mit flacher Stimme und zusammengepressten Lippen sage). Was sollte ich tun? Die Trompete an den Nagel hängen und alle Energie auf mein künftiges Präsidentenamt konzentrieren? Das konnte nicht sein. Also stellte ich ihn nach der Probe zur Rede, und was war die Erklärung? Zitat: "Das war doch nicht böse gemeint, sondern nur wegen der Chops." Schon wieder Jazz-Speak! Die Chops, das sind die Muskeln, die man fürs Trompetespielen braucht. Er meinte also nur: Wenn dem Hendrik die Fresse so weh tut, ich bitte um Entschuldigung, wenn der Hendrik eine leichte Verhärtung der Gesichtsmuskulatur spürt, die es ihm nicht ermöglicht, Töne oberhalb des "hohen" D zu spielen, soll die Rhyhmusgruppe nicht so einen Krach machen. Na, schauen wir mal, wie das wird, und das auch noch 64 Takte lang.

Fast vier Stunden haben wir heute Abend geprobt! Es waren tolle Soli dabei (Toni D., Jürgen H., Michael K., Harald S., Jochen R., Ralf H., Jens W., uvm.), die Basis hat wieder gestimmt (unsere Rhythmusgruppe), und unsere Beatrix hat mit ihrem Gesang wieder alle dermaßen in ihren Bann gezogen, dass wir reihenweise Einsätze verpasst haben. Wir können uns alle glücklich schätzen, dass wir in einer so tollen Band spielen dürfen! Es gibt viele, die auch gerne dabei wären und für die leider kein Platz ist. Jetzt kommt noch eine Durchspielprobe am kommenden Sonntag, und dann dürfen wir unseren Kolleginnen und Kollegen und ihren Familien wieder zeigen, was die SAP BIG BAND leisten kann. Es wird sicher ein fantastischer Abend! Wir werden an dieser Stelle davon berichten.

2 Kommentare:

  1. Lieber Hendrik,

    ich fühle mich sehr geehrt, nun schon zum 2. Mal persönlich angesprochen zu werden! Und vielen Dank auch für die Einladung, nach dem Konzert - auf das ich mich als großer Musikliebhaber (siehe Bild oben) natürlich schon freue - mit den Jungs essen zu gehen.
    Ich bitte um Verständnis, dass ich diese Einladung nicht annehmen werde. Zum einen erscheint mir das viel zu riskant, mit einem Haufen junger Männer (voller Adrenalin vom erfolgreichen Gig) alleine weg zu gehen, zum anderen möchte ich meine Anonymität nicht aufgeben.
    Aber ich werde Euch - vor allem bei den diversen Soli - kräftig Applaus spenden.

    Bis dahin toi, toi, toi, Luzie

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  2. Lieber Hendrik, bevor Du Dich halsüberkopf in die Luzie verliebst, wirf mal einen Blick auf dieses Bild: http://u1amo01.de/i/klaus.jpg
    So sieht keine Frau aus! Schade, ich habe schon gehofft, dass Du es geschafft hättest und den ersten, vielleicht einzigsten Groupie für uns einsame Bandmusiker zu begeistern. Nur so zum Ansporn ... Du weißt, mit so einer Glanzleistung würdest Du quasi automatisch zum Präsidenten dieser aufstrebenden Formation emporgejubelt werden.

    Jedenfalls schreibt Luzie sehr sympathisch. Das muss man ihr lassen.

    Clifford T.

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