Ohne Zwischenräume: Probenwochenende 2011

Vieles, was in unserer Band geschieht, folgt Handlungsmustern, die über Jahre hinweg eingeübt, verfeinert und verinnerlicht wurden. Dazu gehört auch der typische Ablauf unserer Probenwochenenden. Vielleicht haben Sie die einschlägigen Berichte ja noch in Erinnerung. Ich denke zum Beispiel an 2007, als wir Weine von Weltklasse tranken, 2008, das Jahr, in dem Harald S. den Begriff des Toleranzempfindens entwickelte oder 2010, als unsere Musik ganz im Zeichen der Salatgurke stand. In all diesen Jahren zeigte sich derselbe, bewährte Ablauf:

Freitag:
  • Anreise, Abendessen, drei Stunden Probe
  • Party bis drei Uhr morgens
Samstag:
  • Kopfweh und von morgens bis abends Probe
  • Abendessen (auswärts)
Sonntag
  • 2 Stunden Abschlussprobe des kompletten Programms für das Jahreskonzert bei SAP
  • Essen, Aufräumen, Abfahrt
An diesem Ablauf gibt es nichts zu verbessern und wir haben uns auch in diesem Jahr exakt daran gehalten. Eigentlich könnte der Bericht hier schließen, doch es gibt einige Aspekte, die Erwähnung finden sollen.

Es geht um die Säurestruktur
Für die lange Nacht von Freitag auf Samstag benötigen wir neben Apfelsaft und Cola natürlich auch edlere Getränke. Dies ist das Ressort unseres Präsidenten Ralf H., der als ausgewiesener Weinkenner gilt. Er hatte im Vorfeld eine Weinprobe auf dem Weingut Mosbacher in Forst arrangiert. Als unser CMO Thomas S., Konsul Toni D. und ich dort eintrafen, hatten der Präsident und unser Pianist und CGO Frank W. bereits einige Weine gekostet, so dass es einiges aufzuholen gab. Als Fahrer und mit Grippetabletten vollgestopfter Rekonvalesezent hielt ich mich ans Mineralwasser, aber Thomas und Toni stiegen mit Verve ins Geschehen ein. Noch viel schwungvoller als die beiden ging unser Präsident ans Werk. Als Toni eine lustige Bemerkung in seine Richtung wagte, stellte Ralf entschieden fest: "Das ist nicht meine erste Weinprobe, Toni, das kannst du mir glauben." Zack. Damit waren die Machtverhältnisse geklärt und es konnte weitergehen. Wir hielten uns eingeschüchtert im Hintergrund, während Ralf mit der Nase im Glas detaillierte Analysen durchführte und die angebotenen Weine anhand ihrer Säurestruktur entweder ins Töpfchen oder ins Kröpfchen einsortierte. Die Säurestruktur eines Weines, so lernten wir, kann "schön" sein oder "ausgeprägt", muss sich aber wohl irgendwie bemerkbar machen, wenn der Wein etwas taugen soll. Wie dem auch sei, eine Stunde später waren die Autos mit einigen Kartons Wein beladen und wir fuhren weiter ins Martin-Butzer-Haus nach Bad Dürkheim.


Zurück zu den Wurzeln
Wir proben die Stücke für unseren wichtigsten Termin im Jahr, das Konzert für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei SAP, schon seit einiger Zeit, aber bei der ersten Probe am Freitag Abend wurde mir erst so richtig deutlich, das wir uns gerade zurück zu unseren Wurzeln bewegen. Nach dem Gurkenkonzert 2010 und der 2011 erschienenen CD, die beide ganz intensiv die faszinierende Jazzszene diesseits des Atlantiks ausloteten, geht es nun wieder zurück ins Mutterland des klassischen Bigband-Jazz. Wir swingen mit Hingabe, Count Basie style, fühlen den Blues, können die Beine nicht stillhalten bei aufregenden Funk-Stücken und schwelgen in großen Gesangsnummern. Beispiele gefällig? Something Different, Shiny Stockings, Blues for Kapp, Act Your Age, Chameleon, Teach Me Tonight, How Sweet It Is - und so weiter! Am 8. Dezember wird bei SAP so richtig die Post abgehen.

Doch ein bisschen Gurke
Eine kleine Reminiszenz an unsere Gurkenphase erlebten wir auf der Freitag-Nacht-Party. Sicher erinnern Sie sich, dass wir auf der Probennachbesprechung am 16. November beschlossen hatten, neben den von Dr. H. ausgesuchten Weltspitzensäurestrukturweinen ein Glas Gin Tonic zu trinken. Thomas S. und Anja R. hatten eingekauft, und Thomas gab den weltmännischen Barkeeper, indem er die eine Sorte Gin mit Tonic und Zitrone (oder Limette?) anrichtete, die andere aber stilecht mit einem Streifchen Salatgurke im Glas. Das Ganze nahmen wir auf schwarzen Ledersofas im Kaminzimmer zu uns, und als der Konsul gegen zwei Uhr morgens auf die Idee kam, den namensgebenden Kamin in Betrieb zu nehmen, war die Idylle perfekt. Die Longdrinks und Säurestrukturen perlten auf der Zunge, die Flammen knisterten und wir redeten allerlei dummes Zeug. Alles genau nach Plan.

Kurzes Frühstück, lange Probe
Das Martin-Butzer-Haus können wir als Unterkunft nur empfehlen - moderne, saubere Zimmer, gutes Essen, freundliches Personal, schöne Aussicht. Wirklich super.

Die Frühstückszeiten sind allerdings sportlich (8.15 bis 9.00 Uhr), so dass wir pünktlich um 10.00 Uhr mit der nächsten Probe beginnen konnten. Einige von uns, die sich entweder vom limonadeartigen Mundgefühl der Gin Tonics hatten täuschen lassen oder die Säurestruktur der Mosbacher-Weine zu intensiv analysiert hatten, nahmen nur sehr kurz oder gar nicht am Frühstück teil, um ihre Schlafphase zu verlängern. Bei der Probe war in den Spielpausen allerorten das zarte Rauschen von Alka Seltzer, Aspirin plus C und Magnesiumtabletten zu hören. Kurzzeitig dachten wir sogar, den Probenraum evakuieren zu müssen, als Starposaunist Helmut G. eine Magnesiumtablette in eine volle Flasche Mineralwasser plumpsen ließ und anschließend vergeblich versuchte, den notwendigen Druckausgleich mit Hilfe des Schraubverschlusses herzustellen. Die Eruption war aber nach wenigen Sekunden vorbei und ließ nicht nur eine teilentleerte Mineralwasserflasche und einen wiehernden Trompetensatz, sondern zum Glück auch vollständig unverletzte Musiker im Posaunensatz zurück. Sonst gönnen wir Trompeter den Trombonen ja jedes Missgeschick, aber von einer H2CO3+Mg-Explosion erledigt zu werden, wünscht man nicht mal seinem ärgsten Feind.
Einer stand zwischen Kopfweh und chemischen Reaktionen wie immer seinen Mann und fegte uns mit einem markerschütternden Solo den Schlafsand aus den Augen: Toni D. Der Mann ist unverwüstlich. Mir selbst ging es im zweiten Teil der Probe allerdings nicht mehr so gut. Leadtrompeter Michael K. hatte den Trompetern mit guten Gründen für das gesamte Wochenende das Spielen im Stehen verordnet, und irgendwann war einfach die Luft raus (obwohl wir uns in den Spielpausen hinsetzen durften). Gegen 16.30 Uhr kündigte der CMO an, dass wir mindestens bis 18.00 Uhr spielen würden (ich habe ihn in diesem Moment nicht geliebt), sagte aber um 17.00 Uhr völlig überraschend "Wir haben ordentlich was geschafft, es soll mir reichen für heute" (in diesem Moment hätte ich ihn am liebsten geküsst, geheiratet und als Alleinerben eingesetzt).

Es riecht nach Wildschwein
Nach einem therapeutischen Glas Wein für die einen und einem verspäteten Mittagsschlaf für die anderen gingen wir zu Fuß in die Klosterschänke Limburg. Cheforganisatorin Edda S. hatte uns gebeten, für diesen Programmpunkt Taschenlampen und tragbare Navigationsgeräte mitzubringen. Nach kurzer Zeit wussten wir, dass das nicht übertrieben war. Wir kamen nämlich vom Weg ab und gerieten auf unbefestigtes, bewaldetes Gelände, auf dem es nach Wildschwein roch. Ich weiß eigentlich gar nicht so genau, wie ein Wildschwein riecht, aber Anja R. schien es genau zu wissen und hatte es sehr eilig, in die Zivilisation zurückzukehren.

Das Essen in der Klosterschänke war gut, obwohl die Speisekarte die These bestätigte, dass die Pfalz kein Paradies für Vegetarier ist. Vermutlich gibt es deswegen dort so viele Wildschweine. Auf dem Rückweg wurden wir um ein Haar von der übermütigen Dürkheimer Dorfjugend über den Haufen gefahren, landeten aber schließlich unversehrt im Kaminzimmer des Martin-Butzer-Hauses.

As Dur: Die Königin der Tonarten?
Der Samstagabend eines Probenwochenendes ist naturgemäß für die ruhigen, intellektuellen Gespräche in kleiner Runde reserviert. Auch hier machten wir in diesem Jahr keine Ausnahme. Das Kaminfeuer ließ sich zwar erst in Gang bringen, als Michael K. die Sache in die Hand nahm, was uns aber nicht davon abhielt, wichtige Themen auszuloten. Ich hatte kurz vor dem Wochenende einen autobiographischen Roman von Hanns-Josef Ortheil zu Ende gelesen. Ortheil war die ersten sieben Jahre seines Lebens stumm und wurde früh als pianistisches Wunderkind entdeckt, bevor eine Sehnenscheidenentzündung während der Ausbildung am Konservatorium in Rom seine Karriere beendete. Aus diesem fast 600 Seiten starken Lebensbericht war mir einiges in Erinnerung geblieben, das es mir ermöglichte, mit den musikalisch Gebildeten um mich herum tiefsinnige Gespräche zu führen.
Vor diesem Hintergrund wagte ich in der kaminfeuerbeflackerten Runde folgende These: "As Dur ist die Königin der Tonarten!" Wir sprachen sehr lange darüber, und unser CMO war der Ansicht, dass das Unsinn sei. Zwar weckten die unterschiedlichen Tonarten, so Thomas, sehr wohl unterschiedliche Gefühle und Stimmungen, aber eine Königin der Tonarten gebe es nicht. Und was soll ich sagen? Er hat vermutlich Recht. Mea culpa. Der Ausdruck "Königin der Tonarten" kommt im Roman auch gar nicht vor. Fürs Protokoll zitiere ich die Belegstelle:
Ein noch größeres Vergnügen aber macht mir die Lektüre der Kladden mit meinen Reise-Notizen. [...] Trotz ihrer Verspanntheit und ihres Überschwangs erregen mich diese Notizen. Irgendetwas steckt in ihnen, irgendetwas wirkt weiter auf mich. Hätte ich bloß auf die überdrehten Partien verzichtet, und hätte ich meinen Gefühlen bloß nicht derart oft unkontrolliert Raum gelassen: As-Dur, das ist die zärtlichste, aber auch traurigste Dur-Tonart überhaupt! ... Beethoven und Schubert haben in As-Dur gedichtet! 
(Hanns-Josef Ortheil: Die Erfindung des Lebens, Genehmigte Taschenbuchausgabe, München 2011, S. 567 ff.)
Okay, wenn man das glauben kann und Beethoven und Schubert in As Dur gedichtet haben, ist es sicher keine völlige Schrott-Tonart, aber das mit der Königin nehme ich hiermit zurück, lieber Thomas! Trotzdem halte ich an dem Vorschlag fest, dass du die Musik zu unserem neuen Song (Arbeitstitel: '"Liebe auf dem Tigerfell" - bitte fragen Sie nicht, wie wir auf diesen Titel gekommen sind, es war spät) in As Dur komponierst oder vielleicht sogar dichtest. Wer weiß, was dann passiert.

Wir beendeten die As-Dur-Diskussion, wie so häufig, mit einer blöden Frage von mir: Welche Vorzeichen hat diese Tonart denn überhaupt? Sie wissen es natürlich, liebe Leserinnen und Leser. Es sind vier b.

Mit Ausnahme von mir wussten die Anwesenden natürlich auch, welche Vorzeichen As Dur hat, aber kaum hatten wir das geklärt, entstand wie aus dem Nichts etwas Neues. Eine originelle, große Idee. Unser Gitarrist Jens W. fragte: "Warum muss das eigentlich so kompliziert sein?"
Thomas griff den Gedanken auf, entwickelte ihn weiter und stellte fest: "Wenn man As Dur als erste Tonart lernen würde, wäre C Dur plötzlich total schwer."
"Genau das ist es", fiel Pianist Frank W. ein, "das Problem sind die Vorzeichen!" Daraufhin entwickelte er aus dem Stegreif ein neues Notationssystem, das statt fünf einfach zehn Notenlinien verwendet. "So lassen sich alle Töne ohne Vorzeichen darstellen", so Frank. Er fuhr fort (und hier beginnt der visionäreTeil, den wir noch nicht ganz verstanden haben): "Allerdings am besten ohne Zwischenräume." Mann. Wow. Das ist minimalistisch. Einfach. Genial. Wir wissen nicht, wie er die Noten sichtbar machen will, wenn die zehn Notenlinien zu einem tiefschwarzen Block verschmelzen, aber das sind lächerliche technische Details. Der Mann ist schließlich nicht nur Pianist, sondern auch Grafiker und produziert mit Leichtigkeit Poster mit achthunderneunundvierzigmillionen Pixel Auflösung. Da wird sich auch für die grafische Umsetzung des zwischenraumlosen Notenliniensystems eine Lösung finden lassen. Wir sind sicher, dass sich das Ganze mittel- bis langfristig durchsetzen und alle anderen Notationssysteme verdrängen wird. Und wir durften nicht nur dabei sein, als die Idee geboren wurde, nein, wir waren Geburtshelfer, Ko-Innovatoren gar. Es ist erhebend, ist es nicht?

Wir sind bereit
Die Abschlussprobe am nächsten Morgen erschien im Lichte dieser geistigen Großschöpfungen wie eine triviale Übung. Dachte ich zumindest im ersten Set, als ich tatsächlich mit einer Leichtigkeit spielte, die ich seit Monaten nicht gefühlt habe. Im zweiten Set hatte ich dann eine eigenartige Lippenschwellung, die ich ebenfalls seit Monaten nicht gefühlt habe. Vermutlich weil ich seit Monaten nicht mehr anständig Trompete geübt habe. Es ging dann aber doch irgendwie. Insgesamt war es eine sehr gute Probe. Wir haben tatsächlich alle 15 Nummern ohne Abbruch oder Wiederholung durchgespielt. Jetzt gibt es noch zwei Proben und dann ist es so weit. Am 8. Dezember rocken wir das SAP-Schulungszentrum mit feinstem klassischem Bigband-Jazz. Vorerst noch mit fünf Notenlinien, aber aus diesen fünf Linien werden wir einen Sound herausholen, der euch verzaubern wird, liebe Kolleginnnen und Kollegen. Versprochen.

Der neue Silvio: Probe am 16. November 2011

In diesen Tagen sagen die Leute gerne: "Mensch, das Jahr ist bald schon wieder rum." Stimmt ja auch, aber trotzdem können wir uns in der Band noch nicht auf die faule Haut legen. Nächsten Dienstag steht der nächste Auftritt bei SAP (im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung) an, den unser Präsident Ralf H. organisiert hat. Und am 8. Dezember gibt es wieder das jährliche Konzert für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das wir Ende November intensiv vorbereiten werden, indem wir in Bad Dürkheim in Klausur gehen (sprich: ein Probenwochenende veranstalten).
Deswegen ist zur Zeit auch wieder ein erhöhtes E-Mail-Aufkommen zu verzeichnen, denn es gibt viel zu klären. Die wichtigste Frage ist natürlich wie immer die nach dem Plakat für das Mitarbeiterkonzert, die uns alljährlich Gelegenheit bietet, endlos über Details zu diskutieren, die wir gar nicht verstehen. Diese Diskussion spitzte sich heute um 10.24 Uhr zu, als unser CGO (Chief Graphical Officer) Frank W. folgendes feststellte:
also nachdem dagmar, jens und thomas alle 3 für GELB stimmen (s.u.), hoffe ich, dass das auch bei ralf und hendrik so ist/sein wird. ich werde also heute abend mal einen "gelben" ausdruck für eine finale (kurze?) diskussion mitbringen.
Ich hatte meine Präferenz für "GELB" (die Farbe eines bestimmten Schriftzugs auf dem Plakat) schon vorab angedeutet, so dass alleine diese E-Mail schon dazu führen musste, Ralf in eine einsame Ecke zu stellen, aus der er kaum noch herauskommen konnte. Kurz darauf, nämlich genau um 10.26 Uhr, also zwei Minuten nach Franks Feststellung, kam es aber noch schlimmer. Unser CMO Thomas S. meldete sich zu Wort:
so machen wir das wenn unser Allmächtiger Präsident Ralf Silvio B. Hübel nichts dagegen hat :-) ich würde es dann einfach als so ist es Heute Abend verkaufen und nicht noch mal eine Diskussion vom Zaun brechen lassen oder?
Der Wunsch, keine Diskussion mehr zu führen, ist natürlich als rhetorisches Geplänkel einzustufen, denn Thomas ist seit vielen Jahren unser CMO und weiß genau, dass wir über jeden Mist gerne und ausgiebig diskuieren. Der wirkliche Skandal verbirgt sich in den beiden zusätzlichen Vornamen, die er Ralf hier unterschiebt, denn heute Abend stellte sich leider heraus, dass - mit Ausnahme des Präsidenten selbst - niemand diese Anspielung kapiert hat. Niemand. Das ist schon erschreckend, oder? Ich glaube, Thomas wird in nächster Zeit immer eine Partitur von In the Mood griffbereit haben, um bei Bedarf die Reißleine ziehen zu können (die letzte Bemerkung können Sie nur verstehen, wenn Sie entweder ein sehr aufmerksamer Blog-Leser sind oder bei unseren Konzerten extrem gut aufpassen, was der CMO so alles sagt).

Obwohl heute Abend eigentlich Generalprobe für nächsten Dienstag war, zögerte unser CMO nicht, auch neue Stücke aufzulegen (zum Beispiel die Gesangsnummer Sway, die nach seiner Aussage "jeder kennt", was wieder mal heißt: "Jeder außer mir"). Genauso wenig wird er zögern, diese neuen Stücke auch am Dienstag beim Auftritt aufzulegen. Unsere wunderbare Sängerin Dagmar K. darf also am Wochenende fleißig Texte lernen, aber was will man bei diesem Wetter auch sonst machen. Überhaupt war die Probe heute Abend sehr gesangslastig, und Dagmar ließ sich bei Teach Me Tonight (der Titel animiert Thomas immer zu total lustigen Assoziationen) sogar zu einem Verbesserungsvorschlag hinreißen: "Ich könnte am Schluss noch ein bisschen HaHaHaHaHa machen". Erstaunlicherweise legte Thomas diesen konstruktiven Vorschlag aber ganz schnel zu den Akten ("Nöö").

Leider muss ich auch einen sehr kritischen Punkt ansprechen: Unser CMO drehte dem Trompetensaz heute Abend fast permanent den Rücken zu. Das ist nicht schön. Ich sprach ihn darauf an, aber meine Bedenken wurden leichtfertig ignoriert ("von hinten sehe ich am besten aus"). Was ist da los? Natürlich brauchen die Posaunen und vor allem die Saxofone eine intensivere musikalische Betreuung als wir. Das ist ganz klar, die Trompeten sind da einfach ein ganzes Stück weiter. Teilweise spielen die Holzbläser (kicher) ihre "Hörner" mit einer Hand. Das geht nun wirklich nicht. Aber trotzdem, so ab und zu ein Lächeln vom Chef tut auch den Überfliegern gut. Aber da war nichts, rein gar nichts. Ich finde das ganz schade.

Trotz alledem trafen wir uns noch auf ein Gläschen zur Probennachbesprechung. Dort durfte ich erfreut feststellen, dass es neben uns Ochsen (ich sage nur, Silvio B.) auch gebildete Menschen in der Band gibt. Ich zog nämlich meinen Original-Moleskine-Reporterblock aus der Tasche. Moleskine, Sie wissen es, liebe Leserinnen und Leser, ist das "Notizbuch der europäischen Intellektuellen". Dessen Besitz stellt in meinem Fall natürlich nichts als einen verzweifelten Versuch dar, ebenfalls zu den gebildeten Menschen zu gehören. Während ich einige der Anwesenden mit diesem Utensil an einen Tatortkommisar oder gar Inspektor Columbo erinnerte (der Reporterblock wird nach oben, nicht zur Seite umgeblättert), machte Anna T. genau die richtige Bemerkung: "So einen hatte Hemingway doch auch". Genau! Das ist es! Hemingway hatte einen. Ich habe einen. So fügt sich eins zum anderen. Solche Bemerkungen sind OK, Anna, völlig OK.

Bei der Nachbesprechung wurden übrigens entscheidende Weichen für das Gelingen des Probenwochenendes gestellt, indem wir die folgenden Punkte festlegten:
  1. Wir veranstalten nach der Freitagsprobe einen Gin/Tonic-Umtrunk (viel Glück).
  2. Ralf, Toni und Thomas fahren in meinem Auto mit und veranstalten unterwegs eine Kurz-Weinprobe (viel Glück!).
Zu allem Überfluss informierte Edda S. uns heute darüber, dass am Samstag Morgen bis spätestens 9.00 Uhr alle gefrühstückt haben müssen, was vermutlich heißt, dass wir um halb zehn die erste Probe haben werden. Vielleicht sollten wir am Freitag doch lieber auf Pfefferminztee ausweichen. Na ja, was soll's, wird schon schiefgehen und schön werden ...

Man kann den Grundton auch mal spielen: Probe am 7. September 2011

Es scheint noch gar nicht so lange her zu sein, dass wir unsere letzten Auftritte gespielt und die neue CD veröffentlich haben. Dieser Eindruck täuscht aber: Die Sommerpause, die heute zu Ende gegangen ist, hat fast zwei Monate gedauert.
CMO Thomas S. eröffnete die erste Probe nach der Pause mit der Ankündigung, dass von nun an alle Proben auf unser Jahreskonzert am  8. Dezember ausgerichtet sein würden, auch wenn wir vorher noch andere Termine hätten. Dann stellte er die entscheidende Frage: "Wer hat sein Instrument in den letzten Monaten einmal zur Hand genommen?" Einige verhaltene Meldungen. Zweite Frage: "Wer hat sein Instrument in den letzten Monaten mehr als einmal zur Hand genommen?" Da wurde es schon eng. Nun muss man aber auch offen mit der Tatsache umgehen, dass die Instrumente in einer Bigband sich im Hinblick auf den erforderlichen Körpereinsatz stark von einander unterscheiden.
Die Saxophone haben gar kein richtiges Mundstück, sondern eher so eine Art Lutscher, und brauchen folglich auch nichts von dem, was die Bläser als "Ansatz" bezeichnen. Die Rhythmusgruppe macht alles mit den Händen, die man ja ohnehin täglich im Einsatz hat und trainiert. Eventuell muss unser Gitarrist Jens W. sich wieder ein bisschen Hornhaut draufspielen, aber ansonsten passt das schon. Die Posaunen haben zugegebenermaßen ein vollwertiges Blechbläsermundstück, aber auf der anderen Seite ist es so riesig, dass man zur Not das halbe Gesicht darin verschwinden lassen und mit der Kiefermuskulatur intonieren kann. Insofern kam es mal wieder auf uns Trompeten an. Wir haben uns bei der ersten Nummer, Albaufstieg, ganz gut verkauft, aber als es dann mit Basie - Straight Ahead weiterging, wurde die Luft schon etwas dünner. Bei Blues for Kapp gab es einige Probleme mit der Basstimme, weil Armin S. die Notenblätter in der falschen Reihenfolge aufliegen hatte, aber letztendlich ist das bei einem Blues ja auch egal, wenn man das mit den 12 Takten richtig hinkriegt. Eine weitere Nummer vor der Pause war Chameleon von Herbie Hancock. Unser CMO ist davon überzeugt, dass das eine richtig geile Nummer ist. Ich selbst glaube, dass die Jungs Anfang der 70er so einiges geraucht haben, um diese Musik noch viel besser zu finden, aber ich füge mich ja grundsätzlich dem Willen unseres Chefs und spiele brav mit.
Nach der Pause ging es mit unserer wunderbaren Sängerin Dagmar K. und Stücken wie Girl Talk oder Till You Come Back To Me weiter. Für mich wurde es dann bei Mercy Mercy Mercy interessant. Wie Sie wissen, bin ich stets bereit, mangelnde Virtuosität durch ungebrochenen Mut zum Solo zu kompensieren. Trotzdem hatte ich mich bis fast zum Schluss zurückgehalten. Bei dieser Nummer konnte ich dem Aufruf unseres CMOs, wer denn wohl ein Solo spielten wolle, aber nicht widerstehen und meldete mich. Es lief auch so weit ganz gut, aber nach dem Stück konfrontierte er mich mit dem alten Stereotyp, dass meine Phrasen stets auf dem C endeten.
Natürlich ist das hier und da schon vorgekommen, doch heute Abend fühlte ich mich zu Unrecht kritisiert. Zum einen war das Stück für mich in D-Dur notiert und meine Phrasen endeten stets auf dem D. Der Fachmann wird hier natürlich gleich einwenden, dass dies bei einer B-Trompete einem klingenden C (wie es auf einem Klavier gespielt klingen würde) entspricht. Ich sage das so deutlich, um unserem hochverehrten CMO, Herrn Hochschuldozenten Thomas S., zu zeigen, dass ich mittlerweile ein profundes Wissen über die obere Hälfte des Quintenzirkels aufweisen kann. Zum anderen finde ich, dass es für jemanden, der niemals Einzelunterricht genießen durfte und außerdem so kurze Finger hat, dass er mit Mühe und Not die Ventile herunterdrücken kann, schon eine beachtliche Leistung ist, mit schlafwandlerischer Sicherheit auf dem Grundton zu landen. Deswegen stellte ich Thomas nach der Probe zur Rede. Das klang etwa so:
Hendrik: "Thomas?"
Thomas: "Ja, Hendrik?"
Hendrik: "Der Ton, auf dem ich bei meinem Solo gelandet bin, war kein C."
Thomas: "Bist du sicher?"
Hendrik: "Ja, da waren zwei Kreuze."
Thomas: Greift zur Partitur. "Überlegt dir noch mal, ob du dabei bleiben willst."
Hendrik: "Ja."
Thomas schlägt die Partitur auf, sieht die zwei Kreuze, schlägt die Partitur wieder zu.
Hendrik: "Außerdem finde ich, dass es für jemanden mit meinen Fähigkeiten eine beachtliche Leistung ist, sozusagen aus dem Bauch heraus auf dem Grundton zu landen, und ich finde, dass du diese musikalische Entwicklung extrem kritisch begleitest."
Die Umstehenden: lachen
Thomas: "Also ich freue mich natürlich extrem über deine musikalischen Fortschritte."
Hendrik: "Das war gelogen."
Thomas: "Aber es ist nun mal so, dass es im Jazz nicht so gut ankommt, wenn man den Grundton spielt."
Hendrik: "Das heißt, ich muss mir den Grundton denken, aber dann zum Beispiel eins höher spielen?"
Thomas: "Ja, oder die Terz. Man kann den Grundton auch mal spielen, ich mache das auch, aber eben nicht so oft."
Ich habe schon irgendwie das Gefühl, dass ich als Sieger aus dieser Auseinandersetzung hervorgegangen bin, aber ich muss trotzdem noch mal darüber nachdenken.
Die Nachbesprechung der Probe fand in einem italienischen Lokal in Walldorf statt, dessen Namen ich vergessen habe. Nachdem wir das Essen bestellt hatten - für mich Spaghetti mit Thunfisch, Tomaten, aber ohne Zwiebeln - schwelgten wir in Erinnerungen an unseren Präsidenten Ralf H., der heute Abend leider nicht dabei sein konnte. Dann kam das Essen. Der Kellner stellte die Spaghetti auf den Tisch, doch kaum hatte ich mit der Gabel die ersten Zwiebelstücke identifiziert, drängte der Koch sich nach vorne, informierte mich, dass der das mit den Zwiebeln leider vergessen habe, und nahm den Teller wieder mit. Nach einigen Minuten, die ich damit verbrachte, den anderen beim Essen zuzuschauen, kamen die Spaghetti ohne Zwiebeln. Neben den Nudeln, dem Thunfisch und den Tomaten, die grundsätzlich ein durchaus wohlschmeckendes Ganzes bildeten, befand sich im Teller aber eine beachtliche Menge Flüssigkeit, die vermutlich der gebotenen Eile geschuldet war. Deswegen verweigerte ich nach einigen Bissen die Nahrungsaufnahme, was aber wirklich nicht tragisch war. Mein Hunger hielt sich in Grenzen und ich war bereit, die ganze Sache einfach abzuhaken.
Als der Kellner beim Abräumen merkte, dass ich kaum etwas gegessen hatte, erkundigte er sich nach dem Grund, und bat mir daraufhin an, einen Salat oder eine andere Speise als Ersatz zu servieren. Ich lehnte dies ab, weil ich nicht sehr hungrig war und in den nächsten Minuten aufbrechen wollte. Kurze Zeit später kam er aber wieder und fragte im Auftrag der Küche, ob ich eine Portion Tiramisu akzeptieren würde. Ermutigt durch den johlenden Rest der Bigband stinmte ich zu, um kurz danach einen Nachtisch in der Größe eines Ziegelsteins serviert zu bekommen.
Zum Glück hatte ich die Geistesgegenwart, um zusätzliche Löffel zu bitten, und wurde auch nicht enttäuscht. Die Jungs und Mädels haben sich quer über den Tisch gelegt und dem Tiramisu-Ziegelstein in etwa 90 Sekunden den Garaus gemacht.
Sie sehen, wir haben nach wie vor kein leichtes Leben, sind aber trotzdem weiterhin wild entschlossen, tolle Musik für Sie zu machen.





Der Angriff des Konsuls: Probe am 8. Juni 2011

Die SAP BIG BAND hat mittlerweile 73 Fans auf Facebook und es werden ständig mehr. Diese Menschen wissen in der Regel, was bei uns so los ist. Für alle anderen möchte ich zu Beginn dieses Probenberichts zwei Punkte erwähnen, die unsere musikalische Arbeit zur Zeit in besonderer Weise bestimmen:

  1. Wir haben vor einigen Wochen eine neue CD aufgenommen, die sich zur Zeit im Presswerk befindet. Wie sie klingen wird, wissen wir noch nicht, denn unser CMO Thomas S., bei dessen Plattenlabel Personality Records das Album erscheinen wird, hockt auf dem fertig gemischten Master wie die Glucke auf den Eiern. Eigentlich macht er das genau richtig, denn mit jedem Tag steigt die Spannung und die Vorfreude. Trotzdem können wir es natürlich kaum erwarten.
  2. Am 19. Juni um 11.00 Uhr tritt die Band beim Jazzfrühschoppen auf dem Hockenheimer Gartenschaugelände auf. Eingeladen hat uns die Schwetzinger Zeitung. Wir freuen uns schon sehr auf diesen Auftritt, bei dem wir nicht nur Stücke von der neuen CD spielen werden, sondern - wenn in der Produktion alles klappt - das Album erstmals zum Verkauf anbieten werden.
In diesem Zusammenhang muss man die heutige Probe sehen, die es wirklich in sich hatte. Auf dem Programm für Hockenheim stehen 17 (!) Nummern. Natürlich behält Thomas sich wie immer bis fünf Minuten vor dem Auftritt Änderungen am Programm vor, aber der aktuelle Stand ist schon ein arger Klotz. Ich habe heute Abend auch vorsichtig angemerkt, dass wir diesmal drei Ersatzmusiker dabei haben, die teilweise schon mit Noten versorgt wurden, und es vor diesem Hintergrund hilfreich sei, ein stabiles Programm zu haben. Der CMO fegte diesen Einwand jedoch mit der Bemerkung vom Tisch, dass es sich dabei sicher um kein unlösbares Problem handele. Wahrscheinlich sitzt er jetzt gerade am Schreibtisch, raucht eine Zigarre (wie jeden Mittwoch Abend) und schmeißt das Programm völlig um.

Wie dem auch sei: Schauen wir uns doch mal einige Stücke an, die heute Abend - und damit eventuell auch in Hockenheim - auf dem Programm stehen:

Don't You Be Worried
Ich hatte bei der CD-Aufnahme das - im Nachhinein durchaus als zweifelhaft zu bewertende - Vergnügen, bei diesem Stück ein Solo einzuspielen. Die Vorbereitung zu Hause hatte zur Folge, dass ich in dem Thema, das ich mir ausgedacht hatte, vollkommen gefangen war und wahrscheinlich noch beim 53. Take dieselben Noten gespielt hätte. Außerdem endeten alle Phrasen, wie von Geisterhand geleitet, auf dem C. Es ist ja an und für sich auch eine klare, saubere und schöne Note, aber ich hatte das Gefühl, dass unser musikalischer Direktor sich ein wenig mehr Variabilität gewünscht hätte. Auf jeden Fall kommentierte er meine Performance mit dem Hinweis, dass man erst nach vielen Jahren Praxis im Studio nicht mehr frustriert sei.
Dies war die Ausgangssituation, als er mich heute Abend aufforderte, bei diesem Stück ein Solo zu spielen (was natürlich auch heißt, dass ich es in Hockenheim vor Hunderten von Zuschauern spielen muss). Ausreden ließ er wie üblich nicht gelten, und so fand ich mich schließlich, einsam und allein, während der Soloform vor der Rhythmusgruppe stehend. Erwartungsvolle Blicke ruhten auf mir. In meinem Kopf eine unendliche Leere. Und wieder übte das klare, reine, grundehrliche C seine magische Anziehungskraft auf mich aus. Thomas kündigte nach dem Solo an, dass er mir in Hockenheim für jede Phrase, die nicht auf dem C enden würde, einen ausgeben werde. Es wird am 19. Juni also entweder auf ein äußerst klar strukturiertes Solo oder auf extrem viele Freigetränke für mich hinauslaufen. Schauen wir mal.

Der Professor
Die Band ist es mittlerweile gewohnt, dass unser Konsul Toni D. gleich zu Beginn dieses Stücks, wo die Trompete im Wechselspiel mit der Bassposaune frei improvisieren darf, sehr kraftvoll zu Werke geht. Alleine diese Nummer ist deswegen ein klares Kaufargument für die neue CD. Heute Abend war seine Performance aber wirklich äußerst druckvoll. Bei jedem anderen hätte man gleich auf den Missbrauch leistungssteigernder Substanzen getippt, doch in diesem Fall weiß eigentlich jeder, dass es einfach die urwüchsige steirische Lebenskraft ist, die das Metall zum Schwingen bringt. Im Nachhinein muss der Sachverhalt aber dennoch anders bewertet werden, denn später sollte sich herausstellen, dass Toni heute Abend mehr wollte als nur den musikalischen Erfolg. Er wollte den Kampf. Er wollte den Sieg.

You're Up
Diese Komposition unseres Bandmitglieds Peter H. stellt den Titelsong der neuen CD dar. Wir haben die Nummer bei der Vorbereitung der Aufnahme natürlich schon sehr oft gespielt. Trotzdem wurde mir am Beispiel dieses Stückes heute Abend wieder ganz neu bewusst, wie privilegiert ich eigentlich bin, denn ich darf bei allen Proben und Auftritten neben unserem Präsidenten Ralf H. stehen. Ralf, der die Geschäfte der Band schon lange erfolgreich führt, hat in den letzten Wochen immer wieder durchblicken lassen, dass er auch musikalisch ganz vorne mit dabei ist, und der vor einigen Wochen aufgekommene Verdacht, dass er nach der Promotion in Physik an der amerikanischen Ostküste mit einigen Komponisten und Arrangeuren studiert hat, die heute zu den ganz Großen im Jazz zählen, erhärtet sich zunehmend. Die Performance der anderen Trompeter bei Your're Up kommentierte er heute mit nur einem Satz, über den wir alle intensiv nachdenken sollten: "Die Achtel sind viel zu breit." Wahnsinn. Da steckt so viel drin.

Moten Swing
Vor einigen Jahren hat unser Konsul Toni D. mir angeboten, bei diesem Stück das 16-taktige Trompetensolo zu spielen. Ich habe es - bedingt durch den Tonartwechsel nach dem achten Takt - einmal bei einem Auftritt so richtig in den Sand gesetzt, eine Phase tiefer Niedergeschlagenheit durchlitten, dann noch einmal analysiert und geübt, und seit einiger Zeit im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten schon bei einigen Auftritten ganz leidlich gespielt. Heute Abend sah ich mich allerdings einem Überraschungsangriff ausgesetzt. Was war da los? Nun, zunächst einmal hatte ich mir überlegt, dass es eine fantastische Idee wäre, das Solo mit einem Cup Mute zu spielen. Dabei handelt es sich um einen speziellen Dämpfer. Im Gegensatz zu den anderen Trompetern in der Band, die mit einem Kunststoffdämpfer herumeiern, verfüge ich über ein Modell aus Metall, das sogar deutlich günstiger war als die Plastikdinger (was ich mir nicht erklären kann). Es klingt so richtig schön nach Jazz: Die 40er Jahre, Louis, Ella, Kronleuchter, Abendkleider, runde Tische im Halbdunkel, und ich auf der Bühne mit dem Superdämpfer im Rohr. Grundsätzlich eine tolle Sache.
Leider geriet ich nach den ersten zwei Takten meines Solos etwas aus dem Gleichgewicht, weil zwei Meter neben mir unser Konsul mit gefühlten 150 dB in die Soloform einstieg und meine eigenen, zarten Improvisationsversuche in die Unhörbarkeit verwies. Ermattet setzte ich die Trompete ab, nahm aber aus dem Augenwinkel wahr, dass die anderen Trompeter versuchten, unseren Toni heftig gestikulierend zum Aufhören zu bewegen. Toni setzte seinerseits die Trompete ab, was ich zum Anlass nahm, das Solo kurz vor dem Tonartwechsel wieder aufzunehmen. Dann geschah das Unerwartete: Toni setze die Trompete ebenfalls wieder an und lieferte sich mit mir einen Solo-Wettkampf, den ich verlieren musste, weil ich mit Dämpfer spielte. Das war aber eigentlich völlig egal, weil ich ohnehin verloren hätte. Gegen so ein österreichisches Kampfhorn kommst du einfach nicht an. Keine Chance.
Unser CMO nahm die Sache von der heiteren Seite. Ich bin froh, dass er sich gut unterhalten hat. Wobei er für mich durchaus auch wertvolles Feedback parat hatte, als er mir im Plenum deutlich machte, dass ein Moten-Swing-Solo mit Dämpfer ungefähr so viel Wert habe wie eine Soloform, bei der jede Phrase auf dem C endet. Ich fand eigentlich, dass es sehr authentisch klang (zumindest die kurzen Fragmente, die ich hören konnte, als Toni nicht spielte), aber was soll's.

Insgesamt war die Probe doch recht anstrengend, denn wir merkten alle sehr deutlich, dass unser Drummer Olli B. nicht da war. Thomas musste stellenweise doch kräftig in die Hände klatschen, um die Band auf der Spur zu halten. Aber keine Sorge, nach Hockenheim bringen wir den Olli auf jeden Fall mit. Alles andere wäre zu experimentell.

Wenn Sie in Hockenheim wider Erwarten nicht dabei sein können, sollten Sie unsere Website (www.sapbigband.com) im Auge behalten. Hörproben und weitere Informationen über das neue Album, inklusive faszinierender Fotos, geschossen in einem echten Paternoster, sind in Vorbereitung. Und wenn Sie keine Lust haben, ständig auf der Website vorbeizuschauen, werden Sie einfach unser Fan auf Facebook. Dort verpassen Sie garantiert nichts. 

Nachhaltige Kunst: Probe am 13. April 2011

Treue Leser dieses Blogs wissen viel über mich. Viel zu viel. Zu den öffentlich bekannten Fakten gehört zum Beispiel, dass ich nur die Nordhälfte des Quintenzirkels kenne und auch dort immer die Finger zu Hilfe nehmen muss, um Tonarten durch Abzählen korrekt benennen zu können. Sie wissen auch, dass mein Traum, so wie Chet Baker Trompete spielen zu können, immer unerreichbar bleiben wird. Bekannt ist aber auch, dass ich mich trotz dieser schicksalhaften Beeinträchtigungen immer sehr auf die Bigband-Probe am Mittwochabend freue. Deswegen wird es Sie vielleicht interessieren, dass ich heute in leicht gedämpfter Stimmung - ich möchte fast sagen, mit gesenktem Haupt - zur Probe ging. Was war da los?

Letzte Woche hatte die Band nach der anstrengenden CD-Aufnahme frei. Am vorletzten Wochenende fanden die Solo-Aufnahmen im Studio in Sandhausen statt. Dies war mein letzter Kontakt mit dem selbstfabrizierten Jazz und die Wurzel meiner Niedergeschlagenheit, denn mein Trompetensolo bei Don't You Be Worried war leider nicht zu dem Erfolg geraten, von dem ich beim häuslichen Üben geträumt hatte. Lag es daran, dass ich nicht auf dem mitgebrachten Cornet spielen durfte, sondern zur Trompete greifen musste? Oder haben mich die oben genannten Restriktionen einfach unbarmherzig eingeholt? Ich weiß es nicht, aber ich hatte mehr von mir erwartet. Deutlich mehr.

Nun versteht man vielleicht, weshalb ich heute mit gemischten Gefühlen zur Probe ging. Hier erwartete mich aber eine zweigeteilte Überraschung.

Teil 1: Das Foyer des Walldorfer Schulungszentrums, das wir schon seit vielen Jahren als Proberaum benutzen dürfen, war wie verwandelt: Überall standen, hingen und lagen faszinierende Kunstwerke herum. Das ist in diesem Foyer nichts Außergewöhnliches, aber die Ausstellungsstücke, die wir heute vorfanden, waren neu.



Tatsächlich beginnt die Ausstellung - unter der Überschrift Sustainable Art (nachhaltige Kunst) - erst morgen und ist ganz sicher einen Besuch wert.

Teil 2: Unser CMO Thomas S. hatte für heute Abend ein reines Count-Basie/Swing-Programm zusammengestellt. Nach langen, sehr erfüllten Wochen und Monaten, die wir mit deutschem und europäischem Jazz der letzten Jahre verbracht haben, ist es nun Zeit, sich auf die Saison der Weinfeste und Open-Air-Konzerte vorzubereiten, und da gibt es nun einmal nichts Besseres als Count Basie.

Das war natürlich Balsam für meine Seele! Ich brauche nur die ersten 8 Takte von Hay Burner, um mich gleich viel besser zu fühlen. Schlag auf Schlag folgte ein Hit auf den nächsten. Alle waren sie da: Fun Time, Moten Swing, The Queen Bee, Switch In Time, It's Oh, So Nice und viele andere. Wir fühlten uns in die Zeit von Count To Ten zurückversetzt - das ist die CD, die wir dieser unsterblichen Musik, die man mit Fug und Recht ebenfalls als nachhaltige Kunst bezeichnen könnte - gewidmet haben.



Und irgendwann war es dann soweit: Der Walldorfer Abendhimmel hüllte sich in müdes Grau, die Vögel hörten auf zu singen, die Kinder wurden ins Haus geholt und ich sagte wieder einmal zu unserem Präsidenten, Ralf H.: "Ralf! Hörst du? Sie spielen unser Lied" (Too Close For Comfort). Es war ein besonderer Moment. Wobei ich sagen muss, dass Ralf heute Abend extrem tough war. Bei einer der genannten Swing-Nummern informierte er unseren CMO in eindeutigen Worten darüber, dass er von dem Arrangeur überhaupt nichts halte, ja noch niemals ein brauchbares Stück gesehen habe und weitere Experimente mit diesem Künstler nicht wünsche. Der Titel des Stücks und der Name des Arrangeurs sollen hier ungenannt bleiben, denn eins muss klar sein: Ein Wort aus dem Mund einer solchen Jazz-Koryphäe, wie sie unser Präsident nun einmal ist, kann Karrieren aus dem Nichts erschaffen, aber ebenso schnell auch wieder zum Einsturz bringen. Wir hoffen, dass der genannte Arrangeur doch noch einmal die Kurve kriegt. Vielleicht sollte ich ihm Bescheid sagen, dass er in Ungnade gefallen ist. Ralf kann mir sicher seine Handynummer geben.

Eine detaillierte Berichterstattung über die einzelnen Nummern, die wir heute Abend gespielt haben, soll es diesmal nicht geben. Besonders erwähnen möchte ich aber die folgenden Musiker, die heute Abend von sich reden machten:

Posaunist Jürgen H. bestritt das erste Drittel der Probe ganz alleine im Posaunensatz. Dabei hat er eine wirklich respektable Leistung abgeliefert. Respekt!

Saxofonist Harald S. begeisterte heute Abend nicht nur mit drei eleganten Soli, sondern auch mit seinem blendenden Aussehen. Das Foto zeigt ihn beim Füttern eines nachhaltigen Pferdes:



Pianist Frank W. leistete als Notenwart schier Übermenschliches, denn ich hatte es versäumt, das Programm für die heutige Probe an die Band weiterzuleiten, so dass zwei Drittel der Musiker mit den falschen Noten erschienen.



Drummer Olli B. brach in beeindruckender Weise aus dem traditionellen Rollenbild eines Swing-Drummers aus. Typisch wäre es gewesen, wenn er sich ein halbes Glas Whisky auf die Snare gestellt, eine Zigarette in den Mundwinkel gesteckt und seine Felle mit einem sanften Besen gestreichelt hätte. Aber nichts davon! Olli drosch dermaßen auf sein Schlagzeug ein, dass Thomas ihm dringend ans Herz legte, mit dem Boxen anzufangen, um einen Ausgleichssport zu haben. Mir persönlich hat es gefallen - schön knackig und laut.



Saxofonist Jochen R. meldete sich mitten in der Probe zu Wort und teilte unserem CMO mit, dass er seine Noten absichtlich zu Hause gelassen habe. "Ich will keinen Swing spielen!", so der trotzige Holzbläser. Thomas S. machte ihm daraufhin aber unmissverständlich klar, dass so mancher Musiker schon für geringere Vergehen als die Swing-Verweigerung in Beton gegossen wurde, und die Diskussion war beendet.

Nach der Pause diskutierten wir unter der Leitung der charmanten Edda S. die Zimmerbelegung für das Probenwochenende im Herbst. Man muss leider offen damit umgehen: Manche Bandmitglieder haben ein handfestes Schnarchproblem. Entsprechende Tonbildaufnahmen werden wir im Herbst anfertigen. Vor diesem Hintergrund waren die sechs Einzelzimmer, die Edda gegen einen Aufpreis von 10 EUR zu vergeben hatte, hart umkämpft. Eine endgültige Zimmerbelegung haben wir noch nicht, aber es ist ja auch noch ein wenig Zeit.

Nach der Pause trat unsere Sängerin Dagmar K. in den Mittelpunkt, um einige Nummern mit der Band auszuprobieren. Besondere Beachtung fand dabei ihre Interpretation von God Bless The Child. Mit gesenktem Kopf stand sie da (was wohl aber auch daran lag, dass keiner von uns Rüpeln daran gedacht hatte, ihr einen Notenständer hinzustellen, so dass die Noten auf dem Boden lagen), eine Hand lässig in der Hosentasche, die andere am Mikrofon, und machte einen auf Billie Holiday. Stark! Alleine deswegen sollten Sie zu einem unserer nächsten Auftritte kommen.

In diesem Zusammenhang sollte ich erwähnen, dass ich von der letzten Gesangsnummer (Till You Come Back To Me) eine Tonbildaufnahme angefertigt habe, die ich eigentlich an dieser Stelle veröffentlichen wollte. Thomas und einige Musiker aus dem harten Kern, die sich nach der Probe noch zu einem kurzen Imbiss versammelten, legten jedoch ihr Veto ein, als ich diesen Film am Tisch auf dem Mobiltelefon vorführte. Es handelt sich um einen Durchlauf des Stücks ohne Sängerin, um der Band noch einmal Gelegenheit zu geben, sich mit den Noten vertraut zu machen. Ich fand es gut und habe es gefilmt, aber hier scheint es sich - wie so häufig - um eine unbedeutende Einzelmeinung zu handeln. Offenbar haben die Jungs und Mädels ernste Zweifel an der Nachhaltigkeit der Aufnahme. Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass ich den Streifen vor der Veröffentlichung unserem CMO vorlegen muss, damit dieser ihn noch einmal am Bildschirm und mit einem ordentlichen Lautsprecher auf Unbedenklichkeit prüfen kann. Deswegen folgt nun ein Platzhalter:

Platzhalter für die Aufnahme von Till You Come Back To Me

Wenn Sie möchten, dass die Aufnahme veröffentlicht wird, erfassen Sie bitte einen entsprechenden Kommentar am Ende dieses Artikels. Jede Stimme zählt!

Der Abend ging zu Ende in der wirklich ausgezeichneten Pizzeria Riviera in Walldorf, die es in wenigen Monaten geschafft hat, sich einen festen Platz in unserer Restaurantliste zu erobern. Der kürzlich ein Jahr reifer gewordene Konsul Toni D. verwöhnte uns hier nicht nur mit spendierten Getränken (vielen Dank!), sondern auch mit einer persönlich präsentierten Desserkarte:


Wir haben also eigentlich doch ein schönes Leben! Ich werde weiter davon berichten.

G oder Gis? Probe am 16. März 2011

Sie haben sich sicher schon gefragt, was hier eigentlich los oder besser gesagt nicht los ist, liebe Leserinnen und Leser. Haben sich Sorgen gemacht, weil Sie gar nichts mehr von uns hören, vielleicht sogar Mutmaßungen angestellt, dass das CD-Projekt in Gefahr sei oder ähnliche Katastrophen befürchtet. Um mit den Worten unseres CMOs zu sprechen: Bitte beruhigen Sie sich (das sagt er immer bei Konzerten, wenn das Publikum zu eifrig applaudiert). Bei uns ist alles in Ordnung. Die Band ist quicklebendig und die meisten Musikerinnen und Musiker bereiten sich mit viel Motivation auf die Studiosession Ende März vor. Lediglich die Frequenz der Probenberichte wird in Zukunft eher bei monatlich als "fast wöchentlich" liegen, aber hier gilt hoffentlich die alte Weisheit, dass eine zeitweilige Abwesenheit die Zuneignung nur noch stärker werden lässt.

Da wir so lange nichts von einander gehört haben, schlage ich vor, dass wir uns heute wieder einmal im Detail mit unserer Musik auseinandersetzen. Mir ist klar, dass "Musik" eher als ungewöhnliches Thema gelten muss, wenn man sich die letzten 113 Probenberichte anschaut, in denen es häufig um Frisuren und Figuren ging. Oder um Kleidung. Vielleicht ganz kurz dazu: Posaunist Helmut G. bewies heute Abend wieder einmal Mut zur Mode, denn er lief in einem T-Shirt mit dem neuen SAP-Logo auf:

T-Shirt with SAP Logo

Ein Mann wie er kann alles tragen, aber das ist schon etwas ganz Besonderes, oder? Hinweis: Er ist auf dem Foto von hinten zu sehen. Von vorne sieht er noch mal einen Tick besser aus, aber das Logo war leider auf der Rückseite.

So, nun aber Schluss. Konzentrieren wir uns wie versprochen auf die Musik und schauen wir doch mal, was heute Abend so auf dem Notenständer lag.

You're Up
Bei diesem Stück gab es eigentlich keine großen Auffälligkeiten. Thomas probierte am Anfang lediglich einen Einfall des Komponisten aus, in welchem nachträglich noch der Wunsch nach einer Generalpause mitten im Stück aufgestiegen war. Die Idee wurde jedoch abgelehnt, was der Künstler mit Fassung zu tragen wusste. Der Künstler, das ist unser Saxofonist Peter H., der nun schon seine zweite Komposition in die Band eingebracht hat (nach Why Not, einer Nummer, die wir im vergangenen Jahr extrem oft und mit wachsender Begeisterung gespielt haben).

Der Professor
Wir spielen dieses Stück seit einer ganzen Weile und haben es auch schon live aufgeführt. Deswegen wusste unser Bassist Armin S. zu überraschen, als er zu Beginn verkündete, eine "dumme Frage" stellen zu müssen. So etwas darf man sich unter einem CMO wie Thomas S. natürlich nicht erlauben, denn dieser sorgte gleich für Ruhe und forderte Armin auf, laut und deutlich zu sprechen, damit die Dummheit der Frage auch richtig zum Tragen kommen konnte. Es ging letztendlich darum, ob der Bass in einem bestimmten Takt ein G oder ein Gis zu spielen habe. Wie Sie sich denken können, ist mir der Unterschied nicht ganz klar (ich würde so etwas nie fragen). Deswegen habe ich von der Diskussion, die Armins Frage auslöste, nicht alles verstanden. Thomas erläuterte zum Beispiel, dass "Vorzeichen nicht für Oktaven" gelten. Ich finde diese ganzen Diskussionen extrem schwierig und bin mittlerweile der Meinung, dass man mir da bewusst etwas verheimlicht. Und damit nicht genug: Nach einem kompletten Durchgang des Stücks vermisste Thomas etwas. Irgend jemand hatte einen Auftakt verpasst. Dummerweise genügte ein Blick in die Partitur, um die 3. Trompete (also mich) als Fehlerquelle zu identifizieren. Die zweite dritte Trompete, unser Präsident Ralf H., war beim zweiten Stück natürlich noch nicht da, so dass ich ganz alleine da stand. Aber wenigstens zwang der CMO mich nicht, die Stelle alleine vorzuspielen. Das kann eigentlich nur bedeuten, dass er demnächst mal wieder irgend etwas von mir will. Ansonsten hätte es keine Gnade gegeben.

Stadt-Land-Fluss
Ich finde, dies ist eine der besten Nummern im ganzen CD-Programm. Meine Notizen zeugen von keinen ungewöhnlichen Vorkomnissen, außer dass Thomas mich fragte, ob ich mit dem Abschnitt I klarkomme. Sie erinnern sich vielleicht, dass wir die musikalische Genese dieses Abschnitts schon einmal genauer unter die Lupe genommen haben. Zum Glück ist dies einige der wenigen Stellen im neuen Programm, die ich mit Freude und Selbstbewusstsein annähernd fehlerfrei spielen kann, und zu meinem noch größeren Glück verzichtete der CMO auf einen Beweis dieser Behauptung.

Trumpets

Ohne Worte
Dieses Stück ließ Thomas unmittelbar nach der Pause auflegen, und pünktlich zu dessen Beginn öffneten sich die Schiebetüren des Schulungszentrums und unser Präsident Ralf H. trat zu uns herab. Das Musikervolk begrüßte ihn mit einem Lächeln und zarten Beifallsbekundungen, was wieder einmal deutlich zeigt, dass auch das Zuspätkommen eine Kunst ist, die nicht jeder beherrscht. Die Band konnte ja nicht wissen, dass heute Abend tatsächlich valide Sachgründe für das späte Erscheinen vorlagen und der Präsident sich ordnungsgemäß abgemeldet hatte. Thomas erklärte den Sachverhalt dann so: "Wenn man schon zu spät kommt, muss man so spät sein, dass die Leute froh sind, dass man überhaupt noch kommt. Ein bisschen zu spät ist Mist, dann sind sie sauer auf dich." Die ganze Logik birgt natürlich ein gewisses Skalierungsproblem, denn wenn alle dieser Maßgabe folgen, annuliert sie sich selbst. Häh? Ich glaube, ich arbeite zu viel.

Don't You Be Worried
Zu dieser Nummer habe ich ein besonderes Verhältnis, denn ich darf hier bei der CD-Aufnahme ein Solo spielen. Warten Sie mit Ihrer endgültigen Kaufentscheidung aber ruhig noch: Die Soli werden separat eingespielt, und wenn meine Performance zu schlecht ist, kann man das Solo immer noch weglassen. Ich werde aber fleißig üben, versprochen. Beeindruckt war ich von der Performance unseres Pianisten Frank W., der die letzten Takte des Stückes im Stehen spielte und in die Tasten griff, als habe er den Motown mit der Muttermilch in sich aufgesogen. Ganz stark.

Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
In meinem Notizblock steht zu diesem Stück kein einziges Wort. Das kann eigentlich nur heißen, dass wir es super gespielt haben, oder? Vielleicht kann ich aber bei der Gelegenheit erwähnen, dass es einfach eine extrem gute Nummer ist. Arrangiert hat es Chris Perschke, der uns immer mal wieder bei Auftritten als Bandleader unterstützt, wenn unser CMO auf Tournee ist und auch bei der Aufnahme eine Rolle spielen wird.

Abendlied
Unsere Sängerin Dagmar K. konnte heute Abend leider nicht dabei sein. Deswegen mussten wir die Gesangsnummern ohne sie spielen. Das war natürlich sehr langweilig. Ein deutlicher Lichtblick bei Abendlied war aber das überlange Gitarrensolo von Jens W. Aus dem Posaunensatz hörte man den geraunten Kommentar: "Schon deshalb würde ich die CD kaufen." Jawohl! Recht haben die Jungs, auch wenn ich mich grundsätzlich schwer damit tue, einem Posaunisten Recht zu geben. Das Solo gehört nicht gekürzt. Es wird dazu beitragen, dass meine Prophezeiung in Erfüllung geht: Als Gesangsnummer wird Abendlied, das Thomas als Trompeter schon in zwei Versionen eingespielt hat (auf Kitchen Music und Ballads), ein Welthit werden.

The Shadow of Your Smile
Eine schöne Nummer, aber ohne Dagmar eben nur halb so schön. Thomas S. schien es aber zu gefallen, denn als wir alle schon sehnsüchtig auf unsere Instrumentenkoffer schielten (es war bereits 21.10 Uhr), verordnete er einen weiteren Durchgang: "Einmal durch noch mal für mich, das schadet nix." Vermutlich hat er Recht.

Nach so viel Arbeit blieb nur eins: Wir mussten unserem Lieblingsrestaurant, dem La Tortuga in Walldorf, einen Besuch abstatten und uns an allerlei Tapas und zwei großen Schüsseln Pommes abarbeiten. Schließlich steht am kommenden Samstag eine Dreistundenprobe an. Dafür brauchen wir alle viel Kraft.

Tortuga

An dieser Stelle lesen Sie wieder von uns, wenn die CD im Kasten ist und die Probenarbeit im April sich auf neue Ziele richtet. Neue Stücke liegen schon in den Notenmappen bereit, und wir werden bald auch wieder live zu hören sein.