Goodbye Jogi: Probe am 17. Juni 2009

Sie haben sich wahrscheinlich schon gewundert, warum hier seit dem 29. Mai nichts mehr los ist, aber seien Sie unbesorgt: Wir sind noch da! Hinter den Kulissen läuft die Vermarktung unserer neuen CD, die gerade erschienen ist. Außerdem ist unser Auftrittskalender gut gefüllt.

Allerdings mussten wir bei unserem letzten Auftritt in Angelbachtal eine herbe Enttäuschung erleben: Trotz einer extrem verlockenden Einladung (mit Gratis-CD, Freibier und allem Schnickschnack) ergab sich nicht das erhoffte Zusammentreffen mit Frl. Czernatzke. Diese hatte bereits im Voraus eine sehr schwache Begründung für ihr Nichterscheinen geliefert: "[...] ich weiß nicht, ob ich [...] am heutigen Abend kommen kann. Im vergangenen Jahr habt Ihr nachmittags in Angelbachtal gespielt, das wäre easy gewesen für mich und irgendwie bin ich davon ausgegangen, dass es auch in diesem Jahr wieder so sein wird."

Und das bei einer Frau, die ständig zwischen Afghanistan und dem Rest der Welt hin- und herpendelt, also sozusagen auf den Flughäfen dieser Welt zu Hause ist. Man gewinnt den Eindruck, dass sie gerne die große Unbekannte bleiben möchte, die uns aus der Ferne beobachtet und kommentiert, anstatt uns kennenzulernen. Dabei sind wir eigentlich äußerst nett.

Aber die ganze Jammerei nützt ja nichts, und abgesehen von der Geschichte mit Fräulein C. war der Auftritt in Angelbachtal eine runde Sache, und auch die neue CD hat sich gut verkauft. Nach einer kleinen Pause, in der unser CMO Thomas S. auf Tour war und die Bandmitglieder sich ihren außermusikalischen Existenzen widmen konnten, ging es heute Abend mit Volldampf auf den nächsten Auftritt zu (Schifferstadt, 28. Juni).

Thomas, der alte Schleifer, war heute Abend ungewöhnlich nett zu einzelnen Bandmitgliedern. So motivierte er den Posaunisten Stefan P. mit einem für alle hörbaren "jetzt, wo du so schlank bist" zu Höchstleistungen und sprach unserem Präsidenten Ralf H. -- halten Sie sich fest -- ein Lob für die geschmackvolle Farbe seines Hemdes aus. Das hat Ralf so auch noch nicht gehört. Allerdings weiß Thomas sehr genau, dass zu viel Nettigkeit seine Stellung als Leitwolf schwächen würde. Ein Mann in seiner Position muss in der Lage sein, blitzschnell ins andere Extrem umzuschalten, und so bekam ich zur Begrüßung wieder einmal die Frage zu hören: "Hallo mein Lieber, hast du zugenommen?" Davon abgesehen ist meine Frisur immer noch ein Aspekt, der ihn zu wilden Assoziationen anregt (heute Abend erinnerte ich ihn an einen Knappen in der Runde der Tafelritter), obwohl das Haar mittlerweile Jogi-Löw-Länge hat und ich mich vor der Probe noch gekämmt hatte. Als Harald S. auch noch in die gleiche Kerbe haute ("Also der Hendrik hat schon mal besser ausgesehen"), wurde mir klar, dass mein Stern in dieser Band zu sinken beginnt.

Musikalisch gesehen war natürlich auch einiges los. Eines der ersten Stücke, die wir spielten, war Die Sendung mit der Maus. Hier bekamen die Posaunen eins auf den Deckel, als Thomas sie ermunterte, ihre Einsätze doch etwas leichter und tänzerischer zu nehmen: "Ihr seid Mäuse, keine Elefanten." Ich befand mich also für einen Moment außerhalb der Schusslinie. Dies ermutigte mich zu einem effizienzsteigernden Vorschlag, als Thomas das Stück nach dem leicht verspäteten Eintreffen unseres Baritonsaxofonisten Paul C. wegen einer kritischen Stelle zum dritten Mal spielen ließ. Ich fragte: "Reicht es nicht, wenn wir den Schluss noch mal spielen?" Thomas' Antwort: "Wer hat dich eigentlich gefragt?" Da war er wieder, der sinkende Stern. Ich muss mir etwas einfallen lassen.

Das war aber noch nicht alles. Im Trompetensatz hat sich ein kleiner Wettbewerb entwickelt, wer es schafft, die meisten Exemplare unserer neuen CD zu verkaufen. Ralf H., auf Großkundendeals spezialisiert, ist bereits mit beeindruckenden 500 Stück in Führung gegangen. Ich selbst stochere noch im Nebel und stehe bei Null. Und zu allem Überfluss startete Alterspräsident Konsul Toni D. heute Abend einen unerwarteten Flankenangriff, indem er eine Weltneuheit präsentierte: Seinen selbst entwickelten CD-Self-Service-Shop, der sich an jedem schwarzen Brett anbringen lässt. Mir liegt leider kein anderes Foto vor -- sie müssen sich an Stelle der Metheny-CD natürlich unsere neue Scheibe denken. Mit dieser Erfindung will Toni das ungeheure Marktpotenzial erschließen, das in den SAP-Gebäuden schlummert. Für alle Kolleginnen und Kollegen: Der erste Self-Service-Shop wird in Gebäude 3 zu finden sein. Alle anderen sollten sich bei dieser Sachlage darauf einstellen, dass die Erstauflage des Albums ruckzuck vergriffen sein wird und lieber gleich jetzt ein Exemplar bestellen.

Kommen wir zurück zur Musik: Bei Corcovado (Quiet Night of Quiet Stars) stand Harald S. vor der Aufgabe, den Gesangspart auf dem Tenorsaxofon zu spielen, denn unsere Sängerin Beatrix A. war heute Abend nicht anwesend. Thomas wusste ihn durch einen alten Trick zur freien Interpretation zu motivieren: Er nahm ihm schlicht und einfach die Noten weg, und siehe da: Harald spielte die Melodie fehlerfrei und, wie ich finde, sehr gefühlvoll. Sie sehen, ich zeige mich großmütig und verkneife mir jede billige Retourkutsche, obwohl der Kommentar über meine Figur mich natürlich tief getroffen hat. Der 1. Trompeter Michael K. wusste beim selben Stück zu überraschen, als er sein Flügelhornsolo von der CD perfekt nachspielte. Thomas eilte gleich zu Michaels Notenständer, um ihn auf unerlaubtes Notenmaterial zu kontrollieren, doch da war nichts. Das war schon sehr beeindruckend.

Sie merken also: Für viele von uns war es ein äußerst erfolgreicher Abend. Stefan - super Figur, super gespielt. Ralf - super Hemd, super Verkaufszahlen und bestimmt auch super gespielt. Harald und Michael - super Soloeinlagen, ob mit oder ohne Noten. Toni - super Idee mit dem CD-Shop und super gespielt sowieso. Und ich? Einmal ein schlecht gebügeltes T-Shirt auf dem Leib und gleich der Gewichtszunahme verdächtigt. Der ewige Underdog. Selbst wenn ich gespielt hätte wie Chet Baker persönlich (was leider nicht der Fall war): dieser Abend war wohl nicht zu retten. Doch ich komme wieder, keine Frage. Und ich habe auch schon ein neues Ziel, um wieder auf die Überholspur zu gelangen: Jogi Löw war gestern. Ich glaube, meine wahre Berufung ist der mop-top. Bald werde ich so aussehen wie John, Paul, George und Ringo. Vielleicht hat Thomas mich dann auch wieder lieb.

1 Kommentar:

  1. Lieber Hendrik,
    danke, Du hast gestern an meine Noten gedacht und diese mitgebracht!

    Die kleinen Stichelein gegen Dich sind eigentlich nur furchtbar verklemmte Komplimente und Ausdruck der Bewunderung Deines steigenden Erfolgs.

    Man könnte es ja auch so formulieren: Toll gemacht Hendrik, und danke für die gute Versorgung mit notwendigen Informationen für die Bigband.

    Zu unserem Frl. C. - ja, das war absehbar. Die Erwartungshaltung, die ein Frl. verspricht, kann Frl. C. nicht erfüllen. Ich habe da so meine Erfahrungen mit einer sogenannten "Gabi". Wir hätten sicher auch gerne mal Hr. C. kennen gelernt. Also Frl. C. egal welches Geschlecht Sie haben, fassen Sie sich ein Herz und kommen Sie mal vorbei. Bitte!

    Euer Consul T.

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